Im kulturellen Leuchtturm des Nordens, dem Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück, kurz CAPE genannt, spielte das Philharmonische Orchester Luxemburg gestern ein bemerkenswertes Konzert unter der Leitung des jungen portugiesischen Dirigenten Nuno Coelho und mit Javier Perianes als Solist. Remy Franck war für Pizzicato dabei.
Der Abend begann mit Mozarts ruhigem und majestätischem Klavierkonzert Nr. 21, das zwischen Freude und Melancholie schwankt und dessen zweiter Satz eine der bekanntesten Arien des Komponisten ist. Die Gefühlswelten, die der erste Satz durchläuft, sind eines Brahms würdig. Zwischen Zurückhaltung und drängendem Aufbruch, zwischen Entspanntheit und herrischen Gesten gibt es viele Zwischenstufen, die in Javier Perianes’ Interpretation gut herauskamen.
Das notturnohafte Andante erklang ohne Sentimentalismus und Zuckerhäubchen, einfach nur schön. Fein phrasierte und ausgesungene Melodieformulierungen ließen die Wiedergabe sehr reizvoll werden, während der letzte Satz in verspielter Leichtigkeit mit viel Gestaltungsfantasie interpretiert wurde. Perianes entpuppte sich so als gewiefter Mozartianer, und Nuno Coelho trug mit seiner kreativen Inspiration viel zum guten Eindruck bei. Da passierte ständig etwas im Orchester, und doch hatte man nie den Eindruck, als forciere der Dirigent die Musik.
Coelho ist freilich ein interventionistischer Dirigent, der die Musik mit seinen Händen formt. Entsprechend gut wurden die Haydn-Variationen von Johannes Brahms modelliert. Mit manchmal erstaunlich frischen Klängen und kräftigen Kontrasten entfernte er sich deutlich von Haydn und machte aus den Variationen ein Stück mit kräftigen Brahms-Farben, Festouvertüren-Stimmung in der letzten Variation inklusive.
Zoltan Kodaly hat sein Leben lang die Volksmusik seines Landes erforscht, und das dringt in seiner Musik durch. Die 1933 uraufgeführten Galántai táncok (Tänze aus Galanta) haben für den Komponisten eine spezielle Bedeutung, ist er doch in Galanta aufgewachsen und konnte dort Tanzmusik mit der lokalen Kapelle hören. Der Stil dieser Tänze wird mit Verbunko bezeichnet, weil die österreichische Armee in den besetzten Ländern die Rekruten mit Musik von Musikensembles anzulocken versuchte, die solche Tänze spielten. Die Verbunkos waren damit eine dominierende Musikrichtung in Ungarn.
Nuno Coelho dirigierte diese Tänze aus Galanta nicht mit glitzernd-virtuosem Klang, sondern sehr expressiv, mit äußerst kräftigen, prallen Farben und trug damit dem romantischen Stil von Kodaly Rechnung. Das Philharmonische Orchester folgte Coelhos Dirigat mit viel Engagement.