Nach der Scheibe mit Kompositionen für Streichquartett liegt nun ein weiteres Album mit Kammermusik vor, auf dem andere Besetzungen vorgestellt werden. Neben solistischen Werken für das Klavier oder Cello sind es ein Duo für diese beiden sowie Ensemblestücke für Streichtrio, Schlagzeug und Klavier.
Mit dezent moderner Kompositionsweise und vor allem sich sorgsam entwickelnder Musik zeigt diese Einspielung wiederum sechs Beispiele aus dem Schaffen von Shaw, die deutlich werden lassen, warum sie einen Pulitzer Price erhalten hat. Ihre Intensität ziehen die Werke aus der zwar treibenden Entwicklung der Szenerien, aber selten wirklich schnellen Tempi. Dabei zeigt Shaw persönliche Schreibart, die ihrer Musik ein unverwechselbares Gesicht gibt.
Im eröffnenden Stück Thousandth Orange für Klavierquartett etwa nimmt sie für die Streicher ein Motiv aus vier Akkorden, das sie im Stück immer wieder in neuen Perspektiven ansieht, so als ob man sich in Ruhe aus verschiedenen Blickwinkeln ein Stillleben in der Galerie anschaut. Ihre Vorliebe für Objekte und der Versuch, diese zu durchschauen ist dabei gepaart mit der Intention, für ihr eigenes Instrument, die Geige zu schreiben und gleichzeitig die Singstimme ihrer Mutter im Klang einzubetten.
Bei Gustave Le Gray für Klavier als einem weiteren Beispiel handelt es sich um ein vielschichtiges Porträt der Mazurka op. 17 Nr. 4 von Chopin, in dem einige seiner Zutaten mit denen von Shaw zusammengefügt sind. Chopins Abdeckung des harmonischen Raums wird von Shaw mit Sashimi überlagert, also Akkorden und Sequenzen, die in ihrem rohen, nackten, kostbar ungeschmückten Zustand präsentiert werden – lebendig, frisch und neu und doch völlig vertraut.
So kann man in jedem der Werke den Weg von Caroline Shaw verfolgen, der immer wieder die Herausforderung des Neuen zu bestehen versucht und dabei auch Bekanntes bis zurück zur Renaissance einbezieht. Die unmittelbar sinnlich aus ihrer Musik quellende Anziehungskraft paart sie mit struktureller Strenge. Die Ersteinspielung von The Wheel ist ein weiterer Aspekt dieser Aufnahme. Cello und Klavier umkreisen musikalische Erinnerungen, die bei einem sinnenden Spaziergang entstehen.
Das Ensemble I Giardini, der Komponistin eng verbunden, lebt diese Musik wie beim Atmen. Sinnlich und doch prägend konfiguriert machen sie die Werke zu ihren und verdeutlichen so die verschiedenen Ebenen von Carolin Shaw, die auch historische Gärten studiert hat und deren Schönheiten in ihrer Musik ebenso einfließen lässt wie die Idee, dass Musik wie ein gutes Essen bekömmlich sein sollte.
After the release with compositions for string quartet there is now another album of chamber music presenting other instrumentations. In addition to solo works for the piano or cello, there is a duo for these two as well as ensemble pieces for string trio, percussion and piano.
With a discreetly modern compositional style and, above all, carefully evolving music, this recording again presents six examples from Shaw’s oeuvre that make it clear why she received a Pulitzer Price. The works draw their intensity from the driving development of the settings, but rarely really from fast tempos. In the process, Shaw displays personal writing style that gives her music a distinctive character.
In the opening piece, Thousandth Orange, for piano quartet, for example, she takes a motif of four chords for the strings, which she repeatedly looks at in new perspectives throughout the piece, as if calmly viewing a still life in the gallery from different angles. Her preference for objects and the attempt to see through them is coupled with the intention to write for her own instrument, the violin, and at the same time to embed her mother’s singing voice in the sound.
Gustave Le Gray for piano, as another example, is a multi-layered portrait of Chopin’s Mazurka Op. 17 No. 4, in which some of its ingredients are blended with Shaw’s. Chopin’s coverage of harmonic space is layered by Shaw with sashimi, chords and sequences presented in their raw, naked, precious unadorned state – vibrant, fresh and new, yet utterly familiar.
Thus, in each of the works, one can follow the path of Caroline Shaw as she continually seeks to challenge the new, while also incorporating the familiar all the way back to the Renaissance. She pairs the immediate sensual appeal that springs from her music with structural rigor. The premiere recording of The Wheel is another aspect of this recording. Cello and piano encircle musical memories that emerge from a sensuous walk.
The ensemble I Giardini, closely associated with the composer, lives this music as if breathing. Configured sensually yet formatively, they make the works their own, illustrating the different levels of Carolin Shaw, who has also studied historical gardens and incorporates their beauties into her music, as well as the idea that music, like a good meal, should be digestible.