Seine Inszenierung von Boitos ‘Mefistofele’ in einer Koproduktion der Opernhäuser von Genf und San Francisco war einer der ersten größeren Erfolge von Robert Carsen. Arthaus Musik hatte die Aufzeichnung einer Vorstellung von 1989 in San Francisco auf den Markt gebracht, wobei, abgesehen vom Interpreten der Titelrolle, Samuel Ramey, musikalisch vieles im Argen lag. Das ist bei diesem Revival von 2013 glücklicherweise besser geworden, auch wenn immer noch im Gesamtklang manches approximativ wirkt.
Geblieben ist Carsens Inszenierung, bunt und kitschig schön. Der Ostersonntag gerät zu einer wollüstigen Fantasy-Farborgie, und der Stoff wird schon fast zur Komödie umgemünzt. Die Walpurgisnacht bekommt gar einen zirzensischen Charakter und lenkt so gehörig von dem ab, was eine Walpurgisnacht sein sollte. Das Auge aber hat viel zu sehen, und die wesentlichen Szenen behalten in Carsens Regie ihre richtige Ausdruckskraft.
Samuel Rameys Nachfolger ist der Russe Ildar Abdrazakov. Er hat nicht die schwarze Tiefe des Amerikaners und zeigt auch immer wieder Schwächen im unteren Register, aber generell gefällt er mit einer ausdrucksfähigen und wohlklingenden Stimme, die immer im Fokus bleibt. Den Faust singt Ramon Vargas, der hier – bei wohlwollender Betrachtung – in einigermaßen akzeptabler Form ist, wobei er sich über so manche heikle Stelle nur mit Tricks retten kann.
Die etwas säuerlich klingende Patricia Racette ist in der Doppelrolle Margherita/Elena zu hören, und ich kann mich mit ihrer Stimme nicht anfreunden. Ihre Hauptszene ‘L’altra notte’ gerät denn auch eher zu einer Karikatur mit vielen Ungenauigkeiten. Die Elena in der Klassischen Walpurgisnacht passt wesentlich besser zu dieser Stimme.
Chor und Orchester setzen Nicola Luisottis dramatisch-emphatisches Dirigat kraft- und teilweise machtvoll um, was manchmal auf Kosten der Sänger geht.
Von den wenigen heute verfügbaren Filmaufnahmen der Boito-Oper ist diese trotz ihrer Mängel zweifellos die beste.
The revival of Robert Carsen’s 1989 production at the San Francisco Opera is musically on an acceptable level, and though Ildar Abdrazakov cannot let us forget Samuel Ramey, the other singers, choir and orchestra are far better then in the original Arthaus video production.