Une messe imaginaire; Frank Martin: Messe à double chœur - Anton Bruckner: Ave Maria +  Vexilla Regis, Os Justi + Tantum Ergo; Spirito, Nicole Corti (Dir.), 1 CD, MoMadMusic, NMM 112, Aufnahme 2023, Veröffentlichung 20.09.2024 (44’52) - Rezension von Guy Engels

Sakralmusik spielt in den Werken von Bruckner und Martin eine wesentliche Rolle. Anton Bruckner hatte seine musikalischen Lehrjahre im Stift Sankt Florian, indes Frank Martin der Sohn eines calvinistischen Priesters war. Zudem liegen beide Komponisten zeitlich nicht sehr entfernt auseinander. Martin hatte sechs Jahre, als Bruckner 1896 starb. Seine Messe für Doppelchor, die wir hier hören, entstand rund 30 Jahre nach dem Tod Bruckners. Viele Gründe demnach, eine imaginäre Messfeier mit Kompositionen beider Meister zusammenzustellen.

Nicole Corti und ihr bemerkenswertes Ensemble Spirito schaffen eine atmosphärisch einwandfreie Symbiose, ohne sowohl Bruckners als auch Martins eigene Handschrift zu verwischen.

Die Bruckner-Motetten erleben wir in getragenen, erhabenen Tempi, die es erlauben, die komplexen musikalischen Linien schön und klar auszusingen und so den jeweiligen Werken auch die nötige spirituelle Tiefe zu verleihen.

Frank Martins doppelchörige Messe lebt durch ihre wiederholt dramatischen Züge (gleich zu Beginn im Kyrie), die jedoch nie auf Kosten der stilistischen Vielfalt in den Vordergrund gestellt werden. Auch hier gehen Einheitlichkeit, klangliche Balance vor kraftvollen Extravaganzen.

Es sind genau diese feine Ausgewogenheit der Stimmen, die den Kitt zwischen Bruckner und Martin bildet, die Bewandtnis in den unterschiedlichsten Musiksprachen, die beide Komponisten verwenden – Polyphonie der Renaissance, Anklänge an Bach … Spirito lädt uns zu einer inspirierenden Begegnung zweier Komponisten ein, die man so nicht unbedingt erwartet hätte.

Sacred music plays an important role in the works of both Bruckner and Martin. Anton Bruckner received his musical training at St. Florian’s Abbey, while Frank Martin was the son of a Calvinist priest. Moreover, the two composers were not very far apart in time. Martin was six years old when Bruckner died in 1896. His Mass for Double Choir, which we hear here, was composed some 30 years after Bruckner’s death. So there are many reasons to put together an imaginary Mass with compositions by both masters.

Nicole Corti and her remarkable Ensemble Spirito create an atmospherically flawless symbiosis without blurring either Bruckner’s or Martin’s own handwriting.

We experience the Bruckner motets in sustained, sublime tempi that allow the complex musical lines to be sung beautifully and clearly, giving the works the necessary spiritual depth.

Frank Martin’s double-choir Mass is enlivened by its recurring dramatic features (right at the beginning of the Kyrie), which never come to the fore at the expense of stylistic variety. Here, too, unity and tonal balance take precedence over powerful extravagance.

It is precisely this fine balance of voices that forms the cement between Bruckner and Martin, the relationship between the different musical languages used by both composers – Renaissance polyphony, echoes of Bach… Spirito invites us to an inspiring encounter between two composers that we would not necessarily have expected.

Pene Pati - Nessun Dorma; Arien von Giacomo Puccini, Charles Gounod, Jules Massenet, Pietro Mascagni, Giuseppe Verdi, Hector Berlioz, Gaetano Donizetti, Saverio Mercadante, Ernest Guiraud, Jacques Fromental Halévy; Pene Pati, Amitai Pati, Amina Edris, Orchestre National Bordeaux Aquitaine, Emmanuel Villaume; # Warner 5054197897702; Aufnahme 2023/24, Veröffentlichung 20.9.2024 (78'53) - Rezension von Remy Franck ** (For English scroll down)

Der 1987 in Samoa geborene und in Neuseeland aufgewachsene Pene Pati hat eine exzellente Tenorstimme. Sie ist leicht metallisch, auf der ganzen Bandbreite offen und gut platziert, mit genau dem richtigen leichten Vibrato, um Töne schön ausschwingen zu lassen. Read More →

Franz Schubert: Klaviersonaten D. 959 & 960; Ronald Brautigam (Hammerflügel Konrad Graf 1819 / Nachbau); # BIS 2624; Aufnahme 07.2022, Veröffentlichung 20.09.2024 (81'42) - Rezension von Remy Franck

Ronald Brautigams Schubert-Interpretationen sind sehr apart. Dennoch wirken sie nicht kalkuliert, es gibt keine Manierismen. Und doch vereinheitlicht er die beiden Werke nicht, ganz im Gegenteil. Mit spontanen Gesten und den am Hammerflügel prononcierten Möglichkeiten von Farbveränderungen und Schattierungen, sowie einer rhythmisch sehr besonderen Bewegung im Andantino von D. 959 zieht er uns in ein stark verinnerlichtes Spiel, das die Tragik dieses Satzes vollauf spiegelt. Read More →

Polyphonic Dreams; Ferrucio Busoni: 7 Kurze Stücke zur Pflege des polyphonen Spiels + Fantasia contrappuntistica - Ferruccio Busoni / Victor Nicoara: Intermezzo aus Doktor Faust - Benedict Mason: Ein kurzes Stück zur Pflege der Arten, Pastorale - Victor Nicoara: Nach Weill - Larry Sitsky: Nocturne canonique - Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni: Sinfonia f-moll BWV 759; Victor Nicoara, Klavier; # Hänssler Classic HC23046; Aufnahme 11.2023 Veröffentlichung  20.09.2024 (70’49) - Rezension von Alain Steffen

Anlässlich des 100. Todestages von Ferruccio Busoni stellt der rumänische Pianist Victor Niocara den italienischen Komponisten als direkten Erben von Johann Sebastian Bach vor. Alle hier eingespielten Werke beziehen sich entweder auf die Musik von Johann Sebastian Bach oder auf die von Busoni selbst und führen den Hörer doch in eine komplett neue Klangwelt. Read More →

Juan Diego Florez - Zarzuela; Arien aus Zarzuelas von José Serrano, Federico Moreno Torroba, Pablo Luna, Ruperto Chapi, Geronimo Gimenez, Rafael Calleja / Tomas Barrera, Reveriano Soutullo / Juan Vert, Amadeo Vives, Agustin Perez Soriano, Pablo Sorozabal; Juan Diego Florez, Sinfonia por el Peru, Guillermo García Calvo; Florez Records JDF001; Aufnahmen 01.2024, Veröffentlichung 20.09.2924 (49'45) - Rezension von Remy Franck

Der peruanische Tenor Juan Diego Florez veröffentlicht sein erstes Album unter dem Label Florez Records, auf dem er, begleitet vom Jugendorchester Sinfonía por el Perú Arien aus Zarzuelas singt. Das Album ist eine Reise durch Romanzen und Orchesterstücke, die die Rückkehr des peruanischen Tenors zu dem Genre markieren, das den Beginn seiner Karriere markierte. Read More →

Dutch Overtures; Johannes Bernardus van Bree: Konzert-Ouvertüre h-Moll + Le Bandit-Ouvertüre; Johannes Verhulst: Ouvertüre c-Moll, Gijsbrecht van Aemstel, op. 3; Johan Wagenaar: Frithjof's Meerfahrt op. 5 + Konzert-Ouvertüre Frühlingsgewalt, op. 11; Jan van Gilse: Konzert-Ouvertüre c-Moll; Netherlands Radio Symphony Orchestra, Jac van Steen; # Brilliant Classics 96998; Aufnahmen 1996-1998, Veröffentlichung 06.-13.09.2024 (57'27) - Rezension von Remy Franck  ** (For English please scroll down)

Brilliant Classics übernimmt ein attraktives Programm, das vormals bei NM Classics erschien und eine Präsenz auf dem Markt durchaus verdient. Es beginnt mit der anfangs etwas geschwollen-pathetischen, dann aber schnell sehr dynamischen und gefälligen Konzertouvertüre von Johannes Bernardus van Bree (1801-1857). Auch dessen Ouvertüre zu der heute vergessenen Oper Le Bandit ist hörenswert. Weber und Lortzing sind da nicht weit vorne im Rennen. Read More →

Alban Berg: 1. Klaviersonate, op. 1; Anton Webern: Variationen für Klavier, op. 27; Arnold Schönberg: Drei Stücke, op. 11 + Sechs kleine Klavierstücke oOp.19 + Suite op. 25; Elisabeth Leonskaja, Klavier; # Warner Classics 5021732288264; Aufnahme 05.2023, Veröffentlichung 13.09.2024; Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Was einem sofort auffällt bei diesem Programm ist, dass Elisabeth Leonskaja sich um einen besonders schönen Klavierklang bemüht. Die Modernität der Kompositionen will sie offenbar nicht akzentuieren, sondern mildern. Sie tut das mit einer faszinierenden Nuancierungskunst, einem subtilen Spiel mit den Farben und einem hörbaren Bemühen um Stimmungen. Sie tendiert – im Gegensatz zu Pollini, um nur ihn zu nennen – zu atmosphärischen Ausdrucksparametern. Read More →

Francesco Cilea: Suite E-Dur für Violine & Orchester + Piccola Suite für Cello & Orchester; Raffaele Cacciola: Il Canto Dell'Amore on a theme by Francesco Cilea für Solisten & Streichorchester; Leonardo Leo: Konzert für Cello & Streichorchester D-Dur; Enrico Bronzi, Cello, Massimo Quarta, Violine, I Virtuosi della Scala, Filippo Arlia; # Brilliant Classics 96761; Aufnahme 09.2022    Veröffentlichung 06.-13.09.2024 (44'28) - Rezension von Norbert Tischer ** (For English scroll down)

Francesco Cilea (1866-1950) war kein besonders produktiver und auch kein besonders erfolgreicher Komponist. Von seinen fünf Opern sind L’Arlesiana und Adriana Lecouvreur bekannt. Es gibt von ihm Klavierstücke, Kammermusik und mehrere Chorwerke. Auf diesem Album erklingen die Suite für Violine und Orchester aus dem Jahre 1946 und die Piccola-Suite für Cello und Orchester von 1932, zwei klassisch gehaltene, sehr farbig komponierte und in vorliegendem Fall ausdrucksvoll und elegant gespielte Werke Read More →

Anton Bruckner: Symphonie Nr. 4 (2. Version 1878-1880, Nowak-Edition); Anima Eterna Brugge, Pablo Heras-Casado; #  Harmonia Mundi HMM 902721; Aufnahme 01.2024, Veröffentlichung 13.09.2024 (65'29) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Nachdem ich mir diese Interpretation der Vierten Symphonie mit dem auf historischem Instrumentarium spielenden Anima Eterna Brugge angehört hatte, fragte ich mich, wie das wohl geklungen hätte, wenn Heras-Casado vor einem Orchester mit modernen Instrumenten gestanden hätte. Gewiss, es gibt in dieser Aufnahme besondere Farben und Klangtexturen, die von den Instrumenten bestimmt werden, doch letztlich kommt das alles in der für meinen Geschmack zu halligen und zu wenig konturierten Aufnahme nicht voll zur Geltung. Interessanter scheint mir Heras-Casados Dirigat an sich zu sein. Read More →

Mykola Dyletsky: Requiem Liturgy + Canon of the Resurrection; Wroclaw Baroque Ensemble, Andrzej Kosendiak; # CDAccord ACD338; Aufnahme 10.2023, Veröffentlichung 13.09.2024 (39’08) - Rezension von Guy Engels. ** (For English please scroll down)

Mykola Dyletsky war in erster Linie ein bedeutender Musiktheoretiker des 17. Jahrhunderts, der nur einen kleinen kompositorischen Werkkatalog hinterlassen hat. Es sind vorwiegend Sakralwerke der orthodoxen Liturgie. Eines seiner Hauptwerke, der achtstimmige Auferstehungskanon, ist in Ersteinspielung neben einer Requiem-Vertonung auf diesem Album zu hören. Read More →

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