Busoni gehört zu den äußerst selbstkritischen Komponisten. Bei ihm ging es soweit, dass er die Zweite Sonate als sein Opus 1 betrachtete und somit auch die Erste Sonate nicht anerkannte. Doch auch die Zweite betrachtete er als verkümmert, wenn auch der Zuspruch von Fritz Kreisler und dem Publikum groß war. Während die erste noch einen Nachhall auf die von ihm so geschätzte Musik von Johannes Brahms bietet, knüpft die ebenfalls dreisätzige zweite Sonate an Bach ‘Wie wohl ist mir …’ aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach an und führt mit ungewöhnlichem Aufbau in neue Richtungen. Read More →
Vasily Petrenko dirigiert die Alpensinfonie genauso wie ich es mir nach seinen anderen Strauss-Interpretationen erwartet hatte: schlank, fein und vital. Aber letztlich auch etwas atemlos, und, verglichen mit den Aufnahmen von Thielemann und Karajan, auch etwas schmächtig. Die Alpen stellt man sich mächtiger und imposanter vor, so spannend hoch dramatisch und ereignisreich die Gewitterszene bei Petrenko auch sein mag. Read More →
Der Beginn des Streichquartetts wird gern mit Joseph Haydn angesetzt. Durch ihn wurde es perfektioniert und etablierte sich als Maß aller Dinge. Doch auch davor gab es schon zahlreiche Werke in dieser Besetzung, so in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es waren viersätzige Werke in dieser Besetzung, die bei Umbaupausen im Theater vor dem Vorhang dargeboten wurden, um das Publikum im Saal zu halten. Solche Vorhangmusiken aus England hat das auf zeitgenössischen Instrumenten agierende Kitgut Quartet um ein Werk von Haydn, sein Quartett in D-Dur op. 71 Nr. 2, also eines der Apponyi Quartette, herum gruppiert. Read More →
Von Mariss Jansons und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt es gute und weniger gute Strauss-Aufnahmen. Die Tondichtung Also sprach Zarathustra geht der Dirigent streckenweise sehr emotional an, vor allem in den ruhigen und reflektiven Passagen. Wenn das volle Orchester spielt, kommt es zu einem opulenten und dichten Musizieren. Die Interpretation ist stimmungsvoll, kann sich aber letztlich mit den Referenzeinspielungen nicht messen: Karajan/Berliner Philharmoniker 1973 (nicht 1983!) sowie Rudolf Kempe 1971. Im Vergleich zu Karajan ist Jansons für mein Empfinden etwas irdisch und kleinkariert. Read More →
Zwei CDs mit Variationen und Sonaten: Elisabeth Leonskaja kehrt zu Schumann zurück und fasst ihre Gedanken zu diesem Thema in wunderbar ausgeglichenen und reifen Interpretationen zusammen. Die markanteste Entscheidung ist wohl, das Opus 13 aufzuteilen und die fünf sogenannten posthumen Variationen separat zu spielen, also Thema und dann Variationen 1-5. Danach folgt die 13-teilige Fassung der Symphonischen Etüden mit dem Thema und den Etüden 1-12. Unter Leonskajas Fingern verwandeln sich diese Etüden in wunderbar plastische Miniaturen, deren Vielfalt an musikalischen Einfällen Leonskajas Spiel vollauf gerecht wird. Read More →
Revolutionen haben in diversen Weltgegenden unterschiedliche Namen bekommen, nach sie kennzeichnenden Besonderheiten. Für Estland (und das restliche Baltikum) war es 1987-91 die singende Revolution. Wobei das Singen schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wesensstiftendes Merkmal der Gegend war, das bis heute im alle fünf Jahre stattfindenden Liederfest lebt. Dass auch in der Instrumentalmusik der Region dem Singen eine geradezu übermächtige Bedeutung zukommt, kann da nicht überraschen. Für Tonu Korvits sind Melodie und gesangsartige Orchesterwerke das Maß aller Dinge. Read More →
Diana Damrau, eine der bedeutenden Strauss-Sängerinnen unserer Zeit, singt die Vier letzten Lieder, nach Texten von Herman Hesse, die den Tod und den zarten Morgen beschwören, begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Beiden Interpreten gelingen starke Deutungen von superber Lyrik und wunderbaren Farben. Damraus silbrige Sopranstimme klingt warm, gelegentlich etwas scharf, immer flexibel und sicher in der Höhe, wobei die Präsenz des Textes ein wichtiges Merkmal ist. Read More →
Musik von Pisendels Nachfolger
Francesco Maria Catteneo wird, nachdem er schon viele Jahre dort war, 1756 mit beinahe 60 als Nachfolger von Pisendel Konzertmeister der Hofkapelle. Als brillanter Virtuose, mit einem königlichen Gönner und gut vernetzt, konnte er diesen späten Erfolg aber nur zwei Jahre genießen. Alle fünf eingespielten Konzerte sind für die Violine, das in D-Dur zusätzlich für ein Solofagott geschrieben. Mit Anklängen an Vivaldi ebenso wie an Hasse stehen die Werke in ihrer Zeit. Besonderheiten ergeben sich daraus, dass Catteneo für sich und seine extrem virtuose linke Hand schrieb und bei üblichem Satzgefüge individuell instrumentierte. Read More →
Kraft ohne Schwere, Ausdruck ohne Pathos, das ist wohl das Markenzeichen dieser Sechsten Symphonie von Mahler. Tomas Netopil lässt das Tragische im prallen Leben, im Jubel wie in der Zärtlichkeit aufleuchten. Niemand wird dem Dirigenten zu wenig, zu viel oder gar falschen Ausdruck vorwerfen können. Er bleibt Mahler Sechster kaum etwas an Zerrissenheit und Härte, an dazu im Kontrast stehender lyrischen Expressivität oder auch an gutmütiger Naivität schuldig. Read More →
Die polnische Komponistin Grazyna Bacewicz konnte aufgrund ihrer eigenen Virtuosität auf der Geige und am Klavier ihre Musik für diese Instrumente besonders gut im Hinblick auf die Ausführung gestalten, da ihr durchaus bewusst war, welche Ausdrucksmöglichkeiten sie erzielen konnte und wie das spieltechnisch zu erreichen ist. Read More →