Von Mariss Jansons und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt es gute und weniger gute Strauss-Aufnahmen. Die Tondichtung Also sprach Zarathustra geht der Dirigent streckenweise sehr emotional an, vor allem in den ruhigen und reflektiven Passagen. Wenn das volle Orchester spielt, kommt es zu einem opulenten und dichten Musizieren. Die Interpretation ist stimmungsvoll, kann sich aber letztlich mit den Referenzeinspielungen nicht messen: Karajan/Berliner Philharmoniker 1973 (nicht 1983!) sowie Rudolf Kempe 1971. Im Vergleich zu Karajan ist Jansons für mein Empfinden etwas irdisch und kleinkariert. Read More →
Zwei CDs mit Variationen und Sonaten: Elisabeth Leonskaja kehrt zu Schumann zurück und fasst ihre Gedanken zu diesem Thema in wunderbar ausgeglichenen und reifen Interpretationen zusammen. Die markanteste Entscheidung ist wohl, das Opus 13 aufzuteilen und die fünf sogenannten posthumen Variationen separat zu spielen, also Thema und dann Variationen 1-5. Danach folgt die 13-teilige Fassung der Symphonischen Etüden mit dem Thema und den Etüden 1-12. Unter Leonskajas Fingern verwandeln sich diese Etüden in wunderbar plastische Miniaturen, deren Vielfalt an musikalischen Einfällen Leonskajas Spiel vollauf gerecht wird. Read More →
Revolutionen haben in diversen Weltgegenden unterschiedliche Namen bekommen, nach sie kennzeichnenden Besonderheiten. Für Estland (und das restliche Baltikum) war es 1987-91 die singende Revolution. Wobei das Singen schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wesensstiftendes Merkmal der Gegend war, das bis heute im alle fünf Jahre stattfindenden Liederfest lebt. Dass auch in der Instrumentalmusik der Region dem Singen eine geradezu übermächtige Bedeutung zukommt, kann da nicht überraschen. Für Tonu Korvits sind Melodie und gesangsartige Orchesterwerke das Maß aller Dinge. Read More →
Diana Damrau, eine der bedeutenden Strauss-Sängerinnen unserer Zeit, singt die Vier letzten Lieder, nach Texten von Herman Hesse, die den Tod und den zarten Morgen beschwören, begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Beiden Interpreten gelingen starke Deutungen von superber Lyrik und wunderbaren Farben. Damraus silbrige Sopranstimme klingt warm, gelegentlich etwas scharf, immer flexibel und sicher in der Höhe, wobei die Präsenz des Textes ein wichtiges Merkmal ist. Read More →
Musik von Pisendels Nachfolger
Francesco Maria Catteneo wird, nachdem er schon viele Jahre dort war, 1756 mit beinahe 60 als Nachfolger von Pisendel Konzertmeister der Hofkapelle. Als brillanter Virtuose, mit einem königlichen Gönner und gut vernetzt, konnte er diesen späten Erfolg aber nur zwei Jahre genießen. Alle fünf eingespielten Konzerte sind für die Violine, das in D-Dur zusätzlich für ein Solofagott geschrieben. Mit Anklängen an Vivaldi ebenso wie an Hasse stehen die Werke in ihrer Zeit. Besonderheiten ergeben sich daraus, dass Catteneo für sich und seine extrem virtuose linke Hand schrieb und bei üblichem Satzgefüge individuell instrumentierte. Read More →
Kraft ohne Schwere, Ausdruck ohne Pathos, das ist wohl das Markenzeichen dieser Sechsten Symphonie von Mahler. Tomas Netopil lässt das Tragische im prallen Leben, im Jubel wie in der Zärtlichkeit aufleuchten. Niemand wird dem Dirigenten zu wenig, zu viel oder gar falschen Ausdruck vorwerfen können. Er bleibt Mahler Sechster kaum etwas an Zerrissenheit und Härte, an dazu im Kontrast stehender lyrischen Expressivität oder auch an gutmütiger Naivität schuldig. Read More →
Die polnische Komponistin Grazyna Bacewicz konnte aufgrund ihrer eigenen Virtuosität auf der Geige und am Klavier ihre Musik für diese Instrumente besonders gut im Hinblick auf die Ausführung gestalten, da ihr durchaus bewusst war, welche Ausdrucksmöglichkeiten sie erzielen konnte und wie das spieltechnisch zu erreichen ist. Read More →
Das von Norbert Täubl, Klarinettist der Wiener Philharmoniker und dem französischen Dirigenten Rémy Ballot gegründete Klangkollektiv Wien hat sich « Tiefenschärfe » und « Offenlegung der inneren Logik » als Aufgabe gesetzt. Wie erfolgreich sie damit sind, zeigte ihre erste CD mit zwei Schubert-Symphonien (Pizzicato-Rezension). Und nun erbringen sie einen neuen Beweis mit zwei Werken von Ludwig van Beethoven. Read More →
Nicht allein die Verwendung der Zwölftonmusik macht die Musik von Paul Dessau schwer zugänglich. Seine eher durch ein perkussionistisches als ein anheimelndes Hörbild geprägten Kompositionen haben ihm den Spitznamen Pauken-Paule eingetragen. Dass sein Lebenslauf, geprägt durch die politischen Umstände des letzten Jahrhunderts und das damit verbundene Exil zunächst in Frankreich und später den USA sowie die spätere Rückkehr in die DDR auch Niederschlag in seinen Kompositionen gefunden haben, kann kaum verwundern. Und das gilt nicht nur für die in Deutschland und später in Hollywood geschriebene Filmmusik. Read More →
2006 erhält Helge Burggrabe den Auftrag, ein Werk für die 1000-Jahr-Feier der Kathedrale von Chartres zu schreiben. Den imposanten spätgotischen Bau prägt u.a. eine wunderbare blaue Rosette aus dem 13. Jahrhundert. Ein anderes Fenster, ebenfalls in Blau, zeigt die Muttergottes als strahlende Himmelskönigin. Dieses Fenster war der Ausgangspunkt des Oratoriums Stella Maris, in dem Licht, Wasser und der Raum eine wesentliche Rolle spielen. Read More →