Dass Gabriel Faurés Requiem mitunter zu Süßholz geraspelt wird, ist nicht neu. Dass seine Totenmesse aber so unerbittlich und ohne Umschweife das große Strafgericht ankündigt, das erleben wir jetzt zum ersten Mal. Mit Siebenmeilenstiefeln rauscht Stephen Cleobury durch das Werk, inszeniert das ‘Dies Irae’ derart unbarmherzig, dass das himmlische ‘In Paradisum’ am Schluss wenig Hoffnung auf Erlösung zulässt. Dabei hatte Fauré gerade diesen Schluss gewählt, um Lichtblicke in die Düsternis des irdischen Endes zu bringen. Read More →
Nach dem eher faden Stück ‘A Soft Shell Grove’ messen sich Tristano und Ott auf dieser CD an Stravinskys ‘Sacre du Printemps’. Ihre Interpretation baut auf Rhythmik und tut das recht manieriert, wobei das Archaische der Musik ‘vertänzelt’ wird. Die Musik löst sich vom Stoff und nimmt ihren eigenen Lauf aufgrund der Ideen der beiden Pianisten. Dass dabei so manches pianistisch stupend wird, will ich nicht abstreiten, aber die beiden agieren einfach am ‘Sacre’ vorbei. Und in ihrem Rhythmik- und Dynamikrausch kommen die Farben der Musik zu kurz. Read More →
Der italienische Pianist Rinaldo Zhok (geboren 1980 in Trieste) spielt äußerst markant, und seine CD mit Verdi-Paraphrasen von Franz Liszt hat eine Grandeur, wie man sie in diesen Werken nicht oft hört. Ich fühlte mich auf Anhieb an Lazar Berman erinnert…und sah, dass ich nicht falsch lag, als ich etwas später Zhoks Biographie las: er hat mit Lazar Berman genau so studiert wie mit Dmitri Bashkirov. Dieser Unterricht hat Spuren hinterlassen. Read More →
Süß und verliebt beginnt der erste Satz von Berlioz’ ‘Symphonie Fantastique’, die Farben in der Einleitung sind gedeckt und kontrastieren mit denen im weiteren Verlauf des Satzes, in dem die Gefühlswallungen des unglücklich verliebten Künstlers bewegend dargestellt werden. Gergiev nutzt die ganze Farbpalette und subtile Tempoveränderungen, Rubati und andere Gestaltungsmittel, um ein Maximum an Ausdruckskraft aus der Musik zu holen. Read More →
François Couperins ‘Apothéoses’, musikalische Portraits von Lully und Corelli, sowie die Sonaten ‘La Superbe’ und ‘La Sultane’ werden von Amandine Beyer und dem Ensemble ‘Gli Incogniti’ mit sehr viel Raffinement und Eleganz gespielt. Couperins Begeisterung und sein tiefer Respekt für die beiden verehrten Musiker kommen in jedem Takt zum Ausdruck. Read More →
ORCHESTRAL LOLLIPOPS
Howard Griffiths hat für Klanglogo ein unterhaltsames Programm mit kurzen, brillanten Orchesterminiaturen zusammengestellt, von Leroy Andersons ‘Typewriter’ über Gershwins ‘Strike up the band’, Cole Porters ‘Love for sale’, Edward Elgars ‘Pomp and Circumstance’, Carl Nielsens ‘Aladdin Suite’ bis hin zum ‘Banditen-Galopp’ von Johann Strauss. Read More →
Uihhh, der geht in den Bauch, dieser erste Satz der Rheinischen! Wohl ist es kein Sturm, aber doch ein unruhiger Wellengang, der das Boot ganz schön zum Schaukeln bringt! Dabei versucht man, sich an der Vielzahl der Melodielinien festzuhalten, die Dirk Joeres in dieser an Transparenz kaum zu überbietenden Aufnahme vor uns ausbreitet, aber wenn man glaubt, etwas fixiert zu haben, ist das Ohr schon beim nächsten Motiv. Read More →
Es ist vor allem Renaud Capuçons sensuelle Geige, die auf dieser CD für glutvolle Interpretationen sorgt. Wenn der erste Satz der Franck-Sonate auch noch relativ ruhig erklingt, so brodelt es im zweiten ganz gewaltig. Es bestätigt sich aber auch der Eindruck, dass es Capuçon ist, der führt, der prägt, der die Gangart und den Ausdruck vorgibt. Read More →
Gaetano Donizettis ‘Aristea’ wird manchmal als Mini-Oper bezeichnet, oder als szenische Kantate mit Solisten, Chor und großem Orchester. ‘Aristea’ wurde 1823 zu Ehren des Bourbonen Ferdinand I. komponiert, nach einem Libretto von Giovanni Schmidt. Naxos liefert mit dieser CD die erste Aufnahme überhaupt dieser Komposition. Read More →
Wenn der Hörer die Bewegungskraft einer Musik physisch spürt, wenn im Körper Bewegungsschwingungen festgestellt werden, dann hat der Interpret einen wichtigen und möglicherweise sogar richtigen Nerv getroffen. Robin Ticciatis Schumann ist ein Bewegungs-Schumann, ein Schumann, der fließt, hüpft und tanzt. Ticciati treibt aber nicht stur voran, sondern belebt die Musik auch mit subtilem Rubato und raffinierten Phrasierungen, die immer sehr frei und spontan klingen. Read More →