Der in den USA lebende Pianist Fabio Banegas (manchem sicherlich bekannt durch seine Weltersteinspielungen der Klaviermusik des Komponisten José Antonio Bottiroli) und der argentinische Dirigent Francisco Varela haben ein Album zum 200. Geburtstag des Komponisten César Franck aufgenommen. Enthalten sind viele Raritäten und Meisterwerke. Doch es gibt zu dem Album noch eine weitere Geschichte zu erzählen, denn die Einspielung mit der Lviv National Philharmonic of Ukraine waren wahrscheinlich die letzten professionellen Tonaufnahmen eines Symphonieorchesters in der Ukraine vor Ausbruch des russischen Angriffskrieges. Im Pizzicato-Interview mit René Brinkmann berichten Banegas und Varela davon, was es für ein Symphonieorchester bedeutet, wenn plötzlich der Krieg ausbricht.

Fabio Banegas & Francisco Varela

Im Jahr 2022 jährt sich der Geburtstag von César Franck zum zweihundertsten Mal. Für viele Menschen gilt Franck entweder als ein Orgelmusikkomponist oder als der Komponist der berühmten Symphonie in d-Moll. Was denken Sie, wie wir ihn stattdessen sehen sollten?
Fabio Banegas: Am meisten bin ich von seiner asketischen Persönlichkeit angetan. Er war ein äußerst bescheidener, disziplinierter und hingebungsvoller Mann, der sich für seine Kunst, seine Familie, seine Schüler und seine Religion einsetzte. Allein an einem Werk wie dem kolossalen Oratorium Les Béatitudes können wir schon den Umfang seines Werks und seines Intellekts ermessen. Read More →

The sad news about Bramwell Tovey's death, on 12 July, let us remember the conductor who was among the most charismatic. Here is a very eloquent interview about music made by Remy Franck in 2005.

Bramwell Tovey
(c) Sarasota Orchestra

Bramwell, what does it mean to conduct an orchestra? I ask this question because the other day, a conductor of great reputation made the remark to me, about a colleague that he had not conducted, but had merely beaten the beat…
Beating the beat is a purely technical gesture that has no other function than to allow the musicians to play together physically. But it is the expressiveness of the gestures, the nuances of the gestures, thus the way of gesticulating that create the true communication and prepare the ground to release the inner spirit of the music. Read More →

Im Herbst 2002 wurde der am 12. Juli 2022 verstorbene Bramwell Tovey Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Luxemburg. Remy Franck erinnert sich.

Bramwell Tovey
(c) VSO

Wie ein Wirbelwind war er aus dem fernen Kanada ins Luxemburger Musikleben eingeflogen: Bramwell Toveys erste Woche als Chefdirigent des Luxemburger Philharmonischen Orchesters erinnerte an Rossinis ‘Barbiere’: ‘Tovey qua, Tovey là’. Zwischen Programmkonferenzen, Strategieplanung, Arbeitsessen mit Verwaltungsräten und Gewerkschaftlern wurde eifrig geprobt: zwei Konzerte mit Beethovens Egmont-Ouvertüre, dessen Violinkonzert mit der wundervollen Sarah Chang und der Lemminkainen-Suite von Jean Sibelius waren zu erarbeiten, nebst einem Kammermusikprogramm für die ‘Amis de l’OPL’, bei dem Tovey als Pianist auftrat. Read More →

Seit 1964 finden in Heidenheim, einer Stadt im Osten Baden-Württembergs, Opernfestspiele statt. Unter dem Dirigenten und Künstlerischen Leiter Marcus Bosch haben sie seit 2010 eine neue Dynamik bekommen. Alain Steffen hat sich mit dem 52-jährigen Dirigenten unterhalten.

Marcus Bosch

Herr Bosch, was ist denn das Besondere an den Opernfestspielen Heidenheim?
Ich denke, es gibt nur wenige Festivals auf diesem Niveau, die ausschließlich selber produzieren und, wie in diesem Jahr, vier Eigenproduktionen auf die Bühne bringen, darunter Wagners Tannhäuser und Verdis I due Foscari. Die großen romantischen Opern werden mit den Stuttgarter Philharmonikern unter freiem Himmel im Schloss Hellenstein  aufgeführt, die kleineren Opern mit der Cappella Aquileia im Festspielhaus. Read More →

Bassist Alexander Anisimov und Pianistin Beata Szalwinska im Gespräch mit Alain Steffen über ihre rezente CD Romances.

Ihr Album Romances mit Liedern von Sergei Rachmaninov hat überall glänzende Kritiken erhalten. Was bedeutet Rachmaninovs Musik, bez. diese Lieder für Sie als Musiker?
Beata Szalwinska: Rachmaninov gelingt es, wundervolle Texte mit einer sehr expressiven und auch virtuosen Musik zu kombinieren. Text und Musik finden zu einer völligen Einheit zusammen. Und ich hatte als Pianistin das Glück, mit einem Sänger wie Alexander Anisimov zusammenzuarbeiten, der den Gehalt der Texte wunderbar in seinem Gesang vermitteln kann. Read More →

Michael Sanderling wurde zum Beginn der Spielzeit 2021/22 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters. Zuvor war er acht Spielzeiten lang (2011-2019) Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Alain Steffen hat sich mit dem Dirigenten unterhalten.

Michael Sanderling
Photo: Marco Borggreve

Das Luzerner Sinfonieorchester ist ein Klangkörper, der in den vergangenen Jahren enorm an Qualität zugelegt hat, und trotzdem personalmäßig relativ klein besetzt ist. Reicht das denn auf die Dauer für größere Werke und höhere Ansprüche? Zudem ist es ein Zweispartenorchester, das sowohl hier in der Oper wie auch im Konzertsaal spielt.
Uns beiden fallen sicherlich einige Orchester ein, die sowohl im Orchestergraben wie auch auf der Konzertbühne spielen. Und beides auf höchstem Niveau. Das geht also, keine Frage. Das Entscheidende liegt nicht hier. Ich habe in meiner dirigentischen Laufbahn zwei sehr unterschiedliche Orchester geleitet. Das exemplarische kammersymphonische Orchester in Potsdam und die traditionsreiche, romantisch geprägte Dresdner Philharmonie. Read More →

Wenn das West Eastern Divan Orchestra in diesem Frühjahr auf Tournee geht, wird es nicht von dem erkrankten Daniel Barenboim geleitet, sondern von dem neunundzwanzigjährigen Thomas Guggeis. Und dieser ist alles andere als ein Newcomer. Unser Mitarbeiter Alain Steffen hat sich mit ihm unterhalten.

Thomas Guggeis
(c) Simon Pauly

Thomas Guggeis, Sie übernehmen kurzfristig für den erkrankten Daniel Barenboim die Tournee mit dem West Eastern Divan Orchestra, auf der Bedrich Smetanas Zyklus Mein Vaterland auf dem Programm steht. Wie bereitet man sich so kurzfristig auf eine solche Herausforderung vor?
Das ist natürlich eine große Verantwortung. Die Leute haben Daniel Barenboim erwartet und jetzt darf ich das Publikum nicht enttäuschen und  muss ein exzellentes Resultat liefern. Ich habe mich wirklich jetzt mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln in die Arbeit geworfen, habe die Partitur wieder und wieder studiert, am Schreibtisch wie mit den Musikern gearbeitet, mir Nächte um die Ohren geschlagen und mir natürlich auch einige Referenzaufnahmen angehört, insbesondere die legendäre Einspielung mit Vaclav Talich und der Tschechischen Philharmonie aus den Fünfzigerjahren. Read More →

In wenigen Tagen, vom 12. – 14- Mai, findet in Luxemburg-Bonnevoie ein neues Kammermusik-Festival statt, das Catch Music Festival. Pizzicato-Mitarbeiter Alain Steffen hat sich mit den beiden Verantwortlichen, der Pianistin Cathy Krier und der Violinistin Laurence Koch über dieses Projekt unterhalten.

Ein neues klassisches Musikfestival für Luxemburg, warum?
Cathy Krier: Eigentlich ist es ein Herzensprojekt von Laurence und mir. Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit und seit sich unsere Wege dann viel später erneut gekreuzt hatten, trugen wir die Idee in uns, etwas zu machen, was uns beiden sehr am Herzen liegt, etwas, das mit Kammermusik zu tun hat. Die ganze Pandemie hat dann unseren Überlegungsprozess beschleunigt, so dass wir auf die Idee gekommen sind, ein kurzes Festival zu gründen, bei dem sich professionelle Musiker mit vielversprechenden jungen Talenten zusammentun, um gemeinsam zu musizieren. Read More →

Der luxemburgische Dirigent Pierre Cao ist Preisträger eines Special Achievement Award bei den diesjährigen International Classical Music Awards. Guy Engels (Radio 100,7/Luxemburg, Mitglied der Jury) hatte die Gelegenheit, mit Pierre Cao zu sprechen.

Pierre Cao
(c) Sébastien Boulard

Pierre Cao, Sie sind relativ spät zur Musik gekommen, nachdem Sie beruflich bereits einen anderen Weg eingeschlagen hatten.
Ich war nie dazu bestimmt, Musik zu machen. Nach Schulabschluss habe ich in einer Waschmaschinenfabrik gearbeitet. Erst als ich aus gesundheitlichen Gründen eine längere Zeit in einem Sanatorium in der Schweiz verbrachte, beschloss ich, Musik zu machen. Meine Eltern waren einverstanden, obwohl es für sie nicht einfach war, weil sie nicht die finanziellen Mittel hatten. Auch ich hatte es lange Zeit schwer in dieser neuen Welt. Read More →

Julian Kainrath ist ein sehr talentierter Geiger aus Südtirol (er wurde in Meran geboren), der den Discovery Award der ICMA-Ausgabe 2022 gewonnen hat: Er ist noch nicht einmal 17 Jahre alt! Er wird am 21. April in der Philharmonie in Luxemburg mit dem Philharmonischen Orchester Luxemburg unter der Leitung von Adam Fischer (ICMA Lifetime Achievement Award) auftreten: Auf seinem Programm steht das virtuose Introduction et Rondo capriccioso von Saint-Saëns. Am 28. Februar spielte Julian in Mailand zusammen mit dem Pianisten Luigi Carroccia im Rahmen der Saison der Società dei Concerti: ein Konzert, das das vielversprechende Talent dieses Musikers unter Beweis stellte, den Nciola Cattò (Musica, Italien) zu einem interessanten Interview traf.

Julian Kainrath

Sie sind in einem Grenzgebiet geboren, zwischen verschiedenen Sprachen (Italienisch, Deutsch und dem Spanisch Ihrer bolivianischen Mutter) und Kulturen, die manchmal weit voneinander entfernt sind. Wie haben Sie diese Tatsache erlebt? Eine Bereicherung oder eine Schwierigkeit?
Es stimmt, meine Mutter ist Südamerikanerin und ich spreche Spanisch mit ihr; mein Vater kommt aus Bozen, an der Grenze zwischen Österreich und Italien, und ich spreche Deutsch mit ihm, während meine Eltern Italienisch miteinander sprechen! Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass jede Annäherung an andere Kulturen eine Bereicherung für Künstler und Musiker darstellt. Aber nicht nur das, es bereichert jeden Menschen. Read More →

  • Pizzicato

  • Archives