Upheaval, also Umbruch oder gar Umsturz, nennen die beiden dänischen Interpreten ihr Programm aus den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts. Politisch betrachtet war es der Erste Weltkrieg, der sich mit diesem Begriff verbinden lässt. In Bezug auf die Musik sind es die vier Komponistinnen, die in ihrer Zeit für große Aufmerksamkeit sorgten.
Die Cellosonate von Bosmans zeigt sich in ihren vier Sätzen architektonisch eindrucksvoll. Stilistisch bietet das Werk Anklänge an Brahms und Franck sowie den Impressionismus. Die lyrisch angelegte Sonate von Dora Pejacevic ist mit ihrer spätromantischen Gestalt nicht so weit entfernt. Ebenfalls in vier Sätzen und mit 30 Minuten noch deutlich länger als die vorhergehende Sonate kann man hier Einflüsse Brahms und Dvorak heraushören.
Von Lili Boulanger ist nur das Nocturne, ursprünglich für Flöte und Klavier, zu hören, das eine Natur-Darstellung im impressionistischen Stil mit unverwechselbarer Eigenart darstellt. In den drei Stücken spannt Nadja Boulanger den Bogen vom französischen Impressionismus zu abstrakteren Strukturen, wie sie später in Frankreich bei Messiaen und Boulez auftauchen.
Trotz der Qualitäten sowohl der Komponistinnen wie auch der Stücke handelt es sich um wenig bekanntes Repertoire, das hier in höchst gelungenen Interpretationen gehoben wird. Das Ehe- und Künstlerpaar Janne Fredens und Søren Rastogi widmet dieser Einspielung volle Aufmerksamkeit. Als aktive Solisten und Dozenten haben sie die Voraussetzungen, um diese Werke mit ihren eigenen interpretatorischen Vorstellungen zu gestalten, was ihnen auch sehr ansprechend gelingt. Mit einem jungen Cello und einem Bechstein Concert Grand nutzen sie Instrumente, die zwar klanglich intensive Momente, aber vor allem Feinheiten der Gestaltung in den ausdrucksvollen Passagen erlauben. Viele Nuancen in den Interpretationen machen diese Aufnahmen zu einer sehr reizvollen Zusammenstellung. Auch wenn man einen nordisch klaren Grundtenor hören mag, so entwickeln sie doch die Musik mit Wärme und Gestenreichtum.
Zusammen mit dem bildreichen, aber auch textlich informativen Heft und der noch nicht zu voluminösen, ansonsten gut abgestimmten Tontechnik liegt hier ein empfehlenswertes Album vor, das Entdeckungen ermöglicht und die beiden Sonaten erstmals vereint präsentiert.
The two Danish performers call their program from the first decades of the twentieth century Upheaval, meaning upheaval or even upheaval. In political terms, it was the First World War that is associated with this term. In terms of music, it was the four female composers who attracted a great deal of attention in their time.
The Cello Sonata by Bosmans is architecturally impressive in its four movements. Stylistically, the work has echoes of Brahms and Franck as well as Impressionism. With its late Romantic form the lyrical sonata by Dora Pejacevic is not so far from Bosman’s style. Also in four movements and at 30 minutes even longer than the previous sonata, one can hear influences of Brahms and Dvorak.
Lili Boulanger’s Nocturne, originally for flute and piano, is a depiction of nature in impressionist style with an unmistakable character. In the three pieces, Nadja Boulanger spans the arc from French Impressionism to more abstract structures, such as those that emerged later in France with Messiaen and Boulez.
Despite the qualities of both the composers and the pieces, this is little-known repertoire that is brought to life here in highly successful interpretations. The husband and wife duo Janne Fredens and Søren Rastogi devote their full attention to this recording. As active soloists and teachers, they have the prerequisites to shape these works with their own interpretative ideas, which they succeed in doing very appealingly. With a young cello and a Bechstein Concert Grand, they use instruments that allow for intense tonal moments, but above all allow for subtleties of interpretation in the expressive passages. Many nuances in the interpretations make these recordings a very appealing compilation. Even if one may hear a clear Nordic basic tenor, they develop the music with warmth and richness of gesture.
Together with the illustrated, but also textually informative booklet and the not yet too voluminous, otherwise well-balanced sound engineering, this is a recommendable album that makes discoveries possible and presents the two sonatas together for the first time.