Der britisch-deutsche Komponist Franz Reizenstein (1911-1968) verließ Deutschland 1934, nach Studien bei Paul Hindemith, und ging zu seinem Onkel, der in Kingston, Surrey lebte. Er konnte seine Studien in London am ‘Royal College of Music’ fortsetzen. Sein Kompositionslehrer bis 1936 war Ralph Vaughan Williams. Zwischen 1938 und 1940 studierte er bei Solomon Klavier. 1958 erhielt er eine Klavierprofessur am ‘Royal College of Music’, später am ‘Royal Northern College of Music’. 1966 hatte er eine Gastprofessur für Komposition an der Boston University inne.
Seine Musik ist tonal. Er komponierte Vokalmusik, Kammermusik, Klavierkompositionen und mehrere konzertante Werke (darunter zwei Klavierkonzerte und ein Cellokonzert). Bekannt geworden sind auch seine humoristisch-parodistische Kompositionen für Gerard Hoffnungs ‘Festival Concerts’.
Das 1935 uraufgeführte Cellokonzert klingt sehr nach Hindemith. Das 35 Minuten dauernde Werk hat einen abwechslungsreichen ersten Satz, ein sehr romantisches Lento sowie ein abschließendes Moderato mit einem recht dramatischen Charakter. Raphael Wallfisch schreibt über das Werk: « Reizensteins Cellokonzert ist eine Tour de force für den Cellisten. Es handelt sich dabei um eine epische und heroische Aussage, in der sich lyrische und dramatische Elemente abwechseln. »
Berthold Goldschmidts ebenfalls im Exil entstandenes Cellokonzert ist schon mehrmals aufgenommen worden, u.a. von Yo Yo Ma, Julian Steckel und David Geringas. Es hat vier Sätze: ein Andante, ein Caprice, eine Sarabande und eine Tarantella, die durchwegs neoklassisch wirken und durch eine besonders feine Orchestrierung auffallen.
Raphael Wallfisch spielt beide Werke in feinsinnigen Interpretationen und wird vom Konzerthausorchester Berlin überaus gut begleitet. Besonders hervorzustreichen sind die schöne Differenzierung der Musik und ihre Transparenz. Die einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen kommen, auch dank einer wirklich hervorragenden Aufnahmetechnik, bestens zur Geltung.