Die polnische Cellistin Joanna Gutowska hat über Kaija Saariaho und insbesondere ihre Werke für Cello promoviert und so liegt es mehr als nahe, dass sie die Erkenntnisse in gespielte Praxis umsetzt. Ihre Wahl fiel auf vier Kompositionen, die neben dem solistischen Cello noch die Elektronik vorsehen bzw. im Falle von Neiges acht Celli. Hier hat es Gutowska mit letztgenanntem Werk allein aufgenommen. Dank der Zuhilfenahme der Aufnahmetechnik konnte sie alle Partien einspielen, die dann für die Aufnahme kombiniert wurden. So bleibt sie die alleinige Solistin.
Während Petals allmähliche Veränderungen auf mehreren Klangebenen, die sich ohne einen regelmäßigen Puls entwickeln, nachforscht, stellt Spins and Spells lebendig rhythmische Phasen der Spins den kontemplativ und sich beinahe privat entwickelnden ruhigen Spells gegenüber. Prés zeigt die verschiedenen klanglichen Möglichkeiten des Instruments. Sept Papillons hinterlässt flüchtige Eindrücke wie vergängliche Gefühle, eben eines vorbei segelnden Schmetterlings. Neiges wiederum spielt mit fünf Farbeindrücken, bleibt also nicht beim Weiß des Schnees.
Gutowska weiß sich instrumental sicher und ausdrucksstark in diesen Forschungsgebieten zu bewegen und ihr gelingt es so, die unterschiedlichen mit den Stücken verbundenen Ideen zu erkennen und in überzeugender Manier darzustellen. So vermittelt sie die Intentionen der Komponistin und zeigt dem Zuhörenden diese in verständlicher und intensiver Weise auf. Dabei bietet sie mit ihrem Spiel eine sich wie von selbst entwickelnde Klangwelt, die die gestaltende Seite der Kompositionen und nicht ihre gedanklichen Hintergründe offenlegt und so ein ansprechendes Hören erlaubt. Gerade die Gegenüberstellung der Ansätze führt zu einer spannenden Deutung, die die immer neuen Charaktere dem Hörer mitnehmend vorstellt und nicht etwa akademisch spröde anträgt. Die Cellistin sorgt damit für eine munter machende Reise des Hörens.
The Polish cellist Joanna Gutowska did her doctorate on Kaija Saariaho and especially her works for cello, so it is more than obvious that she translates the findings into performed practice. Her choice fell on four compositions that provide for electronics in addition to the solo cello, or in the case of Neiges, eight cellos. Here Gutowska took on the latter work alone. Thanks to the aid of recording technology, she was able to record all the parts, which were then combined for the recording. Thus she remains the sole soloist.
While Petals explores gradual changes on several sound levels that develop without a regular pulse, Spins and Spells juxtaposes lively rhythmic phases of spins with contemplative and almost privately developing quiet spells. Prés demonstrates the various sonic possibilities of the instrument. Sept Papillons leaves fleeting impressions like transient feelings, just of a butterfly sailing by. Neiges, on the other hand, plays with five color impressions, thus not remaining with the white of snow.
Gutowska knows how to move instrumentally with confidence and expressiveness in these areas of research, and she thus succeeds in recognizing the different ideas associated with the pieces and presenting them in a convincing manner. In this way she conveys the composer’s intentions and shows them to the listener in an understandable and intensive way. At the same time, her playing offers a sound world that develops as if by itself, revealing the creative side of the compositions rather than their intellectual backgrounds, thus allowing for an appealing listening experience. It is precisely the juxtaposition of the approaches that leads to an exciting interpretation, which presents the ever-changing characters to the listener in an engaging way and not in an academically brittle manner. The cellist thus invites us to a lively musical journey.