Riccardo Chailly dirigiert in diesem Video eine in allen Hinsichten bemerkenswerte Siebte Mahler. Nicht auf vordergründigen Glanz setzt er im ersten Satz, sondern auf eine rhythmisch überaus gut strukturierte Klangfülle mit viel Gutmütigkeit und Wärme, Humor sogar, kurzfristig aber auch Schwermut und Verzweiflung, nach der die anfänglich gute Laune sich nicht mehr einstellen will. Das zeigt, wie gut das wiederum hervorragende Gewandhausorchester auf Chailly feinfühliges Dirigat reagiert.
Die Siebte kann ja, je nachdem, was der Dirigent hineinlegen will, sehr gegensätzliche Gesichter annehmen. Chailly muss an dem Tag gut gelaunt gewesen sein, denn seine gute Stimmung und sein Enthusiasmus prägen die Symphonie, deren erste Nachtmusik mit ihren Anklängen an Ländlerseligkeit und Almatmosphäre insgesamt sehr positiv wirkt.
Das als ‘schattenhaft’ bezeichnete Scherzo dirigiert Chailly als eine Art Traum. Nichts direkt Beängstigendes gibt es hier, es ist eher ein Rausch, ein Vorreiter der Ravelschen ‘Valse’, ein Wirbel von Gedanken und Reminiszenzen, eine grandios erdachte Tanzmusik.
Die lyrischen Qualitäten des Gewandhausorchesters werden in der zweiten Nachtmusik voll gefordert, denn Chailly reizt den Charakter der romantischen Serenade emphatisch aus. Die guten Empfindungen in den ersten vier Sätzen rechtfertigen gewiss das triumphale Allegro ordinario, mit dem die Symphonie glanzvoll endet. Die Musiker des Gewandhausorchesters zeigen darin einmal mehr ihre enorme Flexibilität und kleiden Mahlers Musik in ein farbenreiches und gleichermaßen warmes und rundes wie auch transparentes Klang-‘Gewand’. So bekommt das Finale eine rhetorisch-kommunikative, hin- und mitreißende Kraft. Diese Aufnahme könnte in ihrer Qualität und ihrer Euphorie dazu beitragen, die immer noch wenig geliebte Siebte populärer zu machen.