Johannes Brahms: Violinkonzert op. 77, Violinsonate Nr. 1; Scherzo aus der F-A-E-Sonate; Vadim Gluzman, Angela Yoffe, Luzerner Sinfonieorchester, James Gaffigan; 1 SACD BIS 2172; Aufnahme 11/2015 + 07/2015, Veröffentlichung 04/2017 (72'48) – Rezension von Remy Franck

Heute das Violinkonzert von Johannes Brahms aufzunehmen, ist wie wenn man ein neues Produkt in einem Feinschmeckerladen unterbringen will. Es ist ein Wagnis. Und sagen wo es sofort: Vadim Gluzman und James Gaffigan haben das Wagnis gewonnen. Ihre Einspielung mit dem hochflexibel und niveauvoll agierenden Luzerner Sinfonieorchester ist weder extrem in den Tempi noch rabiat in der Dynamik, sie ist nicht recherchiert und nicht revolutionär, aber sie beeindruckt durch ihren Charakter und ihre klangliche Homogenität. Hier ziehen Solist und Dirigent ganz klar an einem Strang und geben dem Stück einen eher deftigen Touch, mit kräftigen Farben und viel spürbarer Gestaltungsspontaneität. Gluzmans wunderbar leuchtender Ton generiert schwebende Gesangslinien im ersten und vor allem im langsamen Satz, sowie ausdrucksvolle Virtuosität im Finale, die dem von Gaffigan und seinem Orchester leicht und federnd musizierten Satz viel musikantischen Schwung gibt.

In der Violinsonate op. 78 stehen Brahmssche Nostalgie und Schwermut neben lichtvollem Schwärmen. Überaus eindringlich warm und emotional tiefgehend wirkt das Adagio. Dank der hervorragenden Partnerschaft zwischen dem Geiger und seiner Klavier- und Lebenspartnerin Angela Yoffé kommt ein wunderbar ausgewogener Dialog zustande. Sehr schön ist auch die federnde Leichtigkeit des Vortrags. Dieser Brahms ist ein halbstündiger Gesang mit viel Innigkeit und auch etwas Leidenschaft, aber nur wenn es denn wirklich sein muss.

Das Scherzo der sogenannte F.A.E.-Sonate, einer Gemeinschaftskomposition von Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms für den Geiger Joseph Joachim, beendet das Programm mit einer angenehmen Mischung von Lyrismus und zupackendem Drive.

Here we have superb and characteristic Brahms performances, richly coloured, with a masterly blend of lyricism and virtuosity.

 

 

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