Auf Darmsaiten erklingt mancher Ton, den man sonst auf Stahlsaiten hört, ungewöhnlich. Wenn dann noch das Chiaroscuro Quartett diese Saiten bespielt, ist der Ansatz garantiert zuhörenswert. Das Quartett spielt vollmundig. Seine Musiker entfalten die Musik rund und mit voller Vitalität. Wenn die Primaria Ibragimova ihre Soli spielt, so wird ihre musikalische Persönlichkeit durch den intensiven und schattierungsreichen Klang deutlich. Die anderen Mitglieder sind ebenbürtig, so dass das Ensemble ein ausgewogenes Gleichgewicht zu Gehör bringen kann.
Die schon selbständigen, aber auch noch von Haydn und Mozart ausgehenden Quartette op. 18 von Beethoven bilden sie in guter Balance zwischen Erbe und Fortschritt ab. Neben seidenweichem, an höfisches Leben erinnerndem Klang, bricht mitunter auch die künftige Welt Beethovenscher Komposition schlagartig herein. Sie formen einen aufregenden Blick, bei dem sie Formen, Farben und Strukturen der Musik nanogenau ausloten. Überzeugend gelingt die musikalisch rhetorische Ebene. Erstaunlich ist dann lediglich, dass die Intonation manchmal aufhorchen lässt. Zwar neigen Darmsaiten dazu, zu verstimmen, aber solche Fragen sollte man heutzutage im Griff haben.
Die Interpretationen kann man durchaus auch eigenwillig nennen, so dass sich damit nicht jeder anfreunden mag. Aber ich würde nicht so weit gehen, dass man diese Auffassung nicht vertreten kann. Im Gegenteil, ich finde die Sicht spannend. Deswegen muss sie ja nicht meine Lieblingsaufnahme werden. Den barocken Stil des Chiaroscuro, den man in der Malerei etwa bei Caravaggio und Rembrandt van Rijn findet, setzen die Quartettmitglieder eben nicht nur in Hell-Dunkel um, sondern loten eine breite Palette von Mitteln aus, um die gewünschten Ausdrucksgestaltungen zu erzielen, was ihnen gelingt.
Auch an der Aufnahmetechnik gibt es nichts auszusetzen, die einen angenehmen, aber bei Attacken den Biss bewahrenden Eindruck vermittelt. Es wird eine Kammermusikatmosphäre erzeugt, da der Klang trocken wie im hallarmen Zimmer, aber angenehm, eingefangen wurde.
On gut strings, a tone that one normally hears on steel strings sounds unusual. When the Chiaroscuro Quartet plays these strings, it is surely to be worth listening to. The quartet’s playing is full-bodied. Its musicians unfold the music roundly and with full vitality. When primaria Ibragimova plays her solos, her musical personality is evident through the intense and shaded sound. The other members are on a par, so that the ensemble can bring a well-balanced sound to the audience.
They perform Beethoven’s Op. 18 quartets, already independent but still emanating from Haydn and Mozart, with a good balance between heritage and progress. In addition to silky-smooth sound reminiscent of courtly life, the future world of Beethovenian composition sometimes breaks in abruptly. They form an exciting view, exploring the forms, colors and structures of the music with nanogenic precision. The musical rhetorical level succeeds convincingly. The only astonishing thing is that the intonation sometimes makes one sit up and take notice. It is true that gut strings tend to go out of tune, but such issues should be under control nowadays.
The interpretations can certainly be called idiosyncratic, so that not everyone may make friends with them. But I would not go so far as to say that one cannot hold this view. On the contrary, I find the view exciting. That doesn’t mean it has to become my favorite recording. The baroque style of Chiaroscuro, which can be found in painting, for example, in Caravaggio and Rembrandt van Rijn, is not only translated into chiaroscuro, but uses a wide range of means to achieve the desired expressive forms.
There is also nothing to criticize about the recording technique, which gives a enjoyable impression. A pleasant chamber music atmosphere is created as the sound is captured dry as in a room with little reverberation.