Nach den Einspielungen später Haydn-Quartette und der Beethoven-Werke op. 18 wendet sich das Chiaroscuro Quartet nun den letzten Gattungsbeiträgen von Mozart zu.
Die als preußische Quartette bezeichneten Werke haben im Endeffekt nur dadurch einen Bezug zum preußischen König Friedrich Wilhelm II., als Mozart im Hinblick auf den Cello spielenden Monarchen den Quartettsatz neu überdachte. Statt des dichten, harmonisch und kontrapunktisch sozusagen überreichen Satzes seiner Haydn-Quartette lockerte er den Satz nunmehr auf. Die Stimmenzahl wechselt häufig und wird auch auf Trio- und Duettpassagen ausgedünnt. Es fehlen nicht nur die dicht gesetzten Begleitstimmen früherer Quartette, auch ihre harmonische Kühnheit sowie verwegen expressive Melodien entfallen. Im Vordergrund steht die schlichte kantable Melodik. Jedes der vier Instrumente, hier insbesondere das Cello, übernimmt streckenweise die melodische Führung, während dann die anderen begleiten.
Gerade für das Chiaroscuro Quartet mag man für diese Werke als prädestiniert ansehen. Sie gestalten mit ihren darmbesaiteten Instrumenten einen ebenso durchlichteten wie gehaltvollen Klangkonstrukt, in dem stets jeder Beteiligte zu vernehmen ist und trotzdem die Einheit der vier Mitwirkenden erst einen phänomenalen Konsens entstehen lässt.
Sie legen die Quartette im Kontext an und geben ihnen doch auch unterschiedliche Gesichter. Dem mittleren Quartett geben sie eine nachdenklich verhaltene, ja rein lyrische Färbung, während die beiden anderen durchaus auch extrovertierter erstrahlen. Dabei bleiben die vier Musiker immer am Notentext und stellen die Musik dar und nicht sich selber. Virtuosität, die zu diesen Werken auch gar nicht passen würde, blenden sie völlig aus. Dennoch sind sie auch technisch gefordert, wie etwa bei den fordernden Triolen des Kopfsatzes des mittleren Quartetts. Doch ist diese Anforderung nicht zu hören. Vielmehr gestalten sie einfach die auf dem Pult liegende Musik. Und das ist die große Kunst der Interpretation.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die zusätzlich positiv auffallen.
Das Label hat die einzelnen Sätze trotz der vollgepackten CD mit deutlichen Pausen voneinander getrennt. Das gibt einem beim Hören die Freude, nach jeden Satz ausatmen zu dürfen und die Ohren sozusagen für den nächsten Satz wieder frisch bereithalten zu können. Zusammen mit der technisch ausgefeilten Aufnahme und dem guten Beiheft halten wir ein rundum gelungenes Produkt in Händen.
After the recordings of later Haydn quartets and the Beethoven works op. 18, the Chiaroscuro Quartet now turns to Mozart’s last contributions to the genre.
The works known as the Prussian Quartets have, in the final analysis, a connection to the Prussian King Frederick William II only in that Mozart rethought the quartet movement with the cello-playing monarch in mind. Instead of the dense, harmonically and contrapuntally rich movement of his Haydn quartets, he loosened up the movement. The number of voices changes frequently and is also thinned out to trio and duet passages. Not only are the densely set accompanying voices of earlier quartets missing, but their harmonic audaciousness and expressive melodies are also omitted. The focus is on simple cantabile melodies. Each of the four instruments, here especially the cello, takes often the melodic lead, while the others then accompany.
The Chiaroscuro Quartet may be considered predestined for these works. With their gut-stringed instruments, they create a sound that is as illuminated as it is rich in content, in which each participant can always be heard, and yet the unity of the four performers is what gives rise to a phenomenal consensus. They place the quartets in context and yet also give them different faces. They give the middle quartet a pensive, restrained, even purely lyrical coloration, while the other two shine more extrovertedly. At the same time, the four musicians always stick to the musical text and represent the music and not themselves. They avoid completely virtuosity, which would not fit to these works at all. Nevertheless, they are also technically challenged, as in the demanding triplets of the first movement of the middle quartet. But this technical challenge is never palpable since the Quartet simply plays the music which is on their stands. And that is the great art of interpretation.
Sometimes it’s little things that attract additional positive attention. The label has separated the individual movements with clear pauses, despite the packed CD. This gives one the joy of being able to exhale after each movement and have one’s ears freshly ready, so to speak, for the next movement. Together with the technically sophisticated recording and the good booklet, we have an all-around successful product in our hands.