Die Geigerin Zhi-Jong Wang hat zusammen mit Streicherkollegen, die, wie sie auch, am Musikkonservatorium Shanghai ausgebildet wurden, das Ensemble Epoch gegründet. Dieses Kammerensemble bietet mit der kleinen Besetzung viel Raum für Einsatz und Beteiligung für seine Mitglieder. Zhi-Jong Wang agiert dabei als Konzertmeisterin fast immer auch als Solistin. Zusammen entwickeln sie ihre Klangvorstellungen. Dazu haben sie aktuell Shen Ye als Residenz Komponisten zur Seite. Dieser schreibt neue oder arrangiert klassische Stücke für sie. Der andere ist Dai Weiyi, auch ein zeitgenössischer chinesischer Komponist.
Für dieses Album haben sie ein eigens geschaffenes Prelude von Shen Ye ausgewählt sowie bekannte klassische Werke, die für sie maßgeschneidert wurden, teilweise mit Schlagzeug dezent ergänzt. Diese Stücke spannen den Bogen von für Klavier geschriebenen und früher schon für Geige und Klavier eingerichteten Stücken wie den rumänischen Volkstänzen und den ungarischen Tänzen bis hin zu groß besetzten Werken wie der Nussknacker Suite.
Der Gesamteindruck ist ein sehr positiver. Die Idee erweist sich als charmant gangbarer Weg. An einzelnen Stellen gefällt dann nicht alles. Dabei gibt es zwei Stellschrauben zu bedenken. Liegt es an den Bearbeitungen oder an der Ausführung?
Am Beispiel der Auswahl aus dem Nussknacker mag das deutlich werden. Die ersten drei gewählten Sätze, Tanz der Rohrflöten, Tarantella und Tanz der Zuckerfee erhalten eine sensible Darstellung, die vielleicht bei den Rohrflöten, ein wenig zu süßlich erscheinen mag. Aber ansonsten bietet die Beschränkung auf die Streicherbesetzung einen neuen Hörzugang, der die große orchestrale Behandlung nicht vermissen lässt. Die beiden folgenden Tänze, Der Tee und Trépak, also der russische Tanz, gelingen für mich ein wenig zu kantig. Statt russischer Springerstiefel, obwohl gerade gedanklich naheliegend, hätte es hier ein wenig mehr Sensitivität sein dürfen. Ich schiebe den Eindruck eher auf die Ausführung als die Bearbeitung. Denn die beiden Komponisten Shen Ye und Dai Weiyi gehen sehr elegant und feinfühlig an die Umsetzung heran.
Bei den anderen Beiträgen, Bartok und Brahms, klappt des dann fast uneingeschränkt gut. Der letzte kleine Happen, der rituelle Feuertanz von Manuel de Falla, gibt mit guter Würze und Kraft den Kehraus. Das einleitende Prelude von Shen Ye hinterlässt einen guten Eindruck, vielleicht auch wieder ein wenig zu zuckrig. Aber insgesamt ist es schöne Musik.
So überwiegen bei weitem die Eindrücke, die mit passenden Stimmungen und gelungener Klangmalerei sowie Sensibilität und Wärme im Ausdruck einen sehr ansprechenden Eindruck hinterlassen. Man mag sich fragen, auch wenn man selbst ein Freund der Geige ist, ob die fast durchgehende solistische Beteiligung nicht auch einen gewissen Ermüdungseffekt zeitigt und nicht auch mal ein Bratschen- oder Cellosolo eine Abwechslung bieten würde.
Violinist Zhi-Jong Wang founded the Ensemble Epoch together with string colleagues who, like her, were also trained at the Shanghai Conservatory of Music. With its small line-up, this chamber ensemble offers its members plenty of scope for commitment and participation. As concertmaster, Zhi-Jong Wang almost always also acts as soloist. Together they develop their sound ideas. They currently have Shen Ye as their resident composer. He writes new or arranges classical pieces for them. The other is Dai Weiyi, also a contemporary Chinese composer.
For this album, they have selected a specially created prelude by Shen Ye as well as well-known classical works that were tailor-made for them, some of which are subtly supplemented with percussion. These pieces range from pieces written for piano and previously arranged for violin and piano, such as the Romanian Folk Dances and the Hungarian Dances, to large-scale works such as the Nutcracker Suite.
The overall impression is a very positive one. The idea proves to be a charmingly viable path. In some places, not everything pleases. There are two factors to consider here. Is it the arrangements or the execution?
The selection from The Nutcracker is a good example of this. The first three movements chosen, Dance of the Reed Flutes, Tarantella and Dance of the Sugar Plum Fairy, are given a sensitive performance, which may seem a little too sweet in the case of the reed flutes. But otherwise, the restriction to the string section offers a new approach to listening that does not lack the grand orchestral treatment. The two following dances, Der Tee and Trépak, i.e. the Russian dance, are a little too edgy for me. Instead of Russian jackboots, although the idea is obvious, there should have been a little more sensitivity here. I put this impression down to the execution rather than the arrangement. The two composers Shen Ye and Dai Weiyi approach the realization very elegantly and sensitively.
With the other pieces, Bartok and Brahms, it works almost without reservation. The last little morsel, the ritual fire dance by Manuel de Falla, provides the finale with good spice and power. The introductory Prelude by Shen Ye leaves a good impression, perhaps a little too sugary again. But overall it is beautiful music.
The impressions far outweigh the negatives, leaving a very appealing impression with appropriate moods and successful tone painting as well as sensitivity and warmth of expression. One might ask oneself, even if one is a friend of the violin, whether the almost continuous soloistic participation does not have a certain tiring effect and whether a viola or cello solo would not offer a change.