Seit seiner Auszeichnung beim Van Cliburn Wettbewerb und der endlosen Diskussion um seine Mimik ist Alessandro Deljavan (28) kein Unbekannter mehr. Nun, diese CD kommt ohne Mimik aus, wir können uns also auf die Musik konzentrieren. Und die hält, was der Name versprach.
Der in Como von Pianisten wie Dimitri Bashkirov, Fou Ts’ong, Menahem Pressler und Andreas Staier ausgebildete italienische Pianist legt nichts weniger eine der interessantesten Gesamtaufnahmen der Etüden vor. Deljavan hat ein Gestaltungstalent, das ihm sehr spontan wirkendes und kunstvolles Interpretieren erlaubt. Seine 9. Etüde aus dem Opus 10 ist wohl eines der schönsten Beispiele für ein differenzierendes Spiel, das das Agitato auf eine sehr zwingende, aber dennoch in keinerlei Richtung überzogene Weise hörbar macht, kein aufgesetztes Agitato, kein Show-Agitato, sondern eines, das aus dem Inneren zu kommen scheint.
Und solche absolut geniale Momente gibt es eine Reihe in diesem Programm, in dem man das hunderte Male Gehörte neu entdeckt, ohne aufgeschreckt zu werden, ohne Prätention und ‘Hört, das bin ich’ festzustellen, sondern das, was Bashkirov selbst so gut charakterisierte: “His playing is full of intensive power and contagious artistry.” Genau das ist es!
Technically brilliant and with an exceptional imagination, Alessandro Deljavan brings finesse and spontaneity to Chopin’s Etudes.