Es ist eine durchaus hörenswerte Gesamtaufnahme, welche die amerikanische Pianistin Claire Huangci mit diesem Album vorlegt. Die Nocturnes sind für die Interpretin kleine Dramen, oder Bilder, Gerüche… Für jedes der 21 Stücke hat sie aus der französischen Literatur Zitate aus Texten von Baudelaire, Gautier, de Musset, Hugo, de Vigny, de Nerval, Verlaine u.a. ausgewählt, Zitate, die ihrer Meinung nach die Musik aus ihrer Sicht besonders gut charakterisieren.
Als Hörer kann ich das nur bedingt nachvollziehen und gewiss sind die meisten Text austauschbar. Das ändert aber nichts an der Qualität von Huangcis Spiel, das wohl sehr poetisch ist, gleichzeitig aber nie in pure Träumerei versinkt, sondern die Miniaturen mit viel Gestaltungsphantasie am Leben hält, ohne die Grenzen eines natürlichen Vortrags zu sprengen.
Das ist kein verträumtes Quasi-Improvisieren, keine verspielte Salonmusik, keine affektbesessene Betonungsinterpretation, sondern eine extrem klare, reine Wiedergabe, die gewiss ernst genommen werden muss, denn Gravitas hat sie, bedeutungsvoll ist sie und ansprechen tut sie.
Zu dem unmanierierten Spiel passt ein klarer, unverfärbter, direkter und angenehm konturierter Klavierklang.