Ein extrem klares und helles Klavier – welcher Marke ist nicht vermerkt – und ein extrem klares und transparentes Spiel: das sind die klanglichen Charakteristika dieser Chopin-Neueinspielung durch Yundi Li.
Die Balladen spielt der Chinese sehr leidenschaftlich, zwischen feinstem Piano und kräftigstem Forte die Geschichten erzählend, die Chopin musikalisch nieder geschrieben hat. Das ist kontrastreich, hier zart und poetisch, dort dramatisch und explosiv, wobei sich der Klang nie verdichtet, sondern immer klar und durchhörbar bleibt.
Der Hörer lässt in seiner Aufmerksamkeit nicht los, er hört gebannt dem Geschichtenerzähler Yundi Li zu, manchmal erstaunt, wenn der Pianist ungewohnte Farbakzente setzt.
Nicht weniger erstaunlich ist die ‘wiegende’ Rhythmik der Berceuse. Das Stück ist nicht nur zärtlich, sondern auch ein Spiegelbild verzückter elterlicher Liebe. Die sehr persönlich und mit einer guten Portion polnischer Seele gestalteten Mazurken op. 17 beschließen dieses interessante Chopin-Programm eines Pianisten, der es sehr gut versteht, Effekte in seine Musikalität einzubetten, wodurch sein Spiel nie recherchiert wirkt, sondern wie eine ehrliche Interpretation klingt.