Brilliant Classics veröffentlicht eine neue, verbesserte Auflage seiner ‘Chopin Complete Edition’ mit einigen Neuzugängen, die aufhorchen lassen, weil sie sehr persönlich sind. Wolfram Schmitt-Leonardy etwa spielt die Klaviersonaten Nr. 2 & 3, die ‘Préludes’, die Balladen und die Impromptus mit transparentem Klang, interessant aufgefächerten Akkorden und virilem Temperament, ohne allerdings je unsensibel zu wirken.
Mit den beiden ‘Études’-Zyklen op. 10 & 25 und den Walzern präsentiert sich der italienische Pianist Alessandro Deljavan, ein Van Cliburn-Preisgewinner, der bekannt ist für ein kräftig-expressives und eigenwilliges Spiel. Das zeigt sich auch in diesen Chopin-Interpretationen, die sicherlich so manchen Chopin-Liebhaber irritieren werden, aber durchaus nicht unmusikalisch sind und Chopin eine ungewohnte Frische und Männlichkeit geben.
Viril sind auch die Klavierkonzerte mit Ewa Kupiec und Stanislav Skrowaczewski, während die Chopin-erfahrenen amerikanischen Pianisten Abbey Simon und Earl Wild in den kleineren Werken für Klavier und Orchester bzw. in den ‘Nocturnes’ zu hören sind. Die Scherzi mit Ivan Moravec sind herausragend, die Mazurken in den Händen des Chopin-Preisträgers Rem Urasin gut aufgehoben.
Schlussfolgernd ist festzustellen, dass die dritte Chopin-Edition von Brilliant Classics einen geschlosseneren Eindruck hinterlässt als die etwas wahllos zusammen gebastelte Edition von 2007, wo eine einzige Aufnahme, die Mazurkas, von Cor de Groot auf einem Pleyel von 1847 gespielt wurden und als seltsames Element in einem Ensemble von insgesamt sehr unausgeglichenem Niveau auftauchten, auch wenn man die Walzer mit Zoltan Kocsis oder die ‘Nocturnes’ mit Adam Harasiewicz auch gerne in der neuen Edition gehört hätte. Dennoch: die Edition von 2015 hat mehr Charakter und eine größere Einheit. Sie ist insgesamt zuverlässiger und bei dem Preis ein richtiges Schnäppchen.
Brilliant Classics’s new Complete Chopin Edition comes with some new recordings which not only enhance the overall quality of the box but make it more homogeneous than the previous one.