Zugegeben, die CD ist nicht neu, sondern wurde bereits vor 13 Jahren bei Carus veröffentlicht. Doch Charles Gounod würde in diesem Jahr 200 Jahre alt, weswegen sich die Stuttgarter dazu entschieden haben, die gelungene Produktion mit dem Kammerchor ‘I Vocalisti’ unter der Leitung von Hans-Joachim Lustig neu aufzulegen. Eine gute Entscheidung, zumal mit den ‘Sieben letzten Worten’ betörend schöne Chormusik a cappella erklingt.
Bis dahin muss man sich jedoch etwas gedulden, zappt man nicht gleich zu Track 10 vor. Gounod sah den Sinn der Kirchenmusik in der Verkündung von Glaubensinhalten und vermied äußerliche Effekte oder Virtuosentum. Die Botschaft, also der Text stand bei ihm im Vordergrund, seine Musik war nur das Medium. Außerdem schrieb Gounod seine Musik vor allem für Laienchöre.
So plätschert die eröffnende ‘Messe brève no. 7’ etwas behutsam dahin, hat zwar ihre andächtigen Augenblicke, wirkt aber auch ein wenig angestaubt. Dazu trägt – Organist Tobias Götting möge es einem verzeihen – auch die Orgelbegleitung bei. Chor und Solisten singen gewiss sauber und akkurat, doch die Musik will nicht so recht packen – und das liegt notabene an Gounod und nicht an den Herren Lustig oder Götting! Der Dirigent hat in einem Vorwort zur Neuauflage übrigens betont, dass er hiermit auch Kollegen Impulse für ihre Repertoireauswahl geben möchte. Für den Gottesdienst mögen die Messen – auf der CD ist noch die ‘Messe brève no. 5’ zu hören – sicherlich eine Bereicherung sein, eingespielt hinterlassen sie leider keinen allzu bleibenden Eindruck.
Doch Gounod hat ja auch ‘Les sept paroles du Christ sur la croix’ für Soli und vierstimmigen Chor a cappella geschrieben. Und hier entdeckt man nun ein Kleinod der französischen Vokalmusik mit vielen innig musizierten Momenten, in denen die Qualität des Kammerchors ‘I Vocalisti’ voll zur Geltung kommt: In allen Registern ausgewogen besetzt überzeugen die Stimmen durch schöne Transparenz und grandiose Szenen wie das ‘Sitio’ (Mich dürstet) mit eindringlichen Sekundschritten. Das abschließende ‘Pater, in manus tuas’ (Vater, in deine Hände) ist schlichtweg Musik für die Seele.
Ergänzt werden die drei größeren Werke durch die Motetten ‘Noël’, ‘Béthléem’ und zwei anglikanisch angehauchte ‘Evening services’ (Magnificat & Nunc dimittis) aus der Zeit, in der der Komponist in London weilte, sowie die ebenfalls orgelbegleitete Motette ‘Pater noster’. So wird das opernbezogene Komponistenbild, das man bisher von Charles Gounod hatte, um eine kirchenmusikalische Facette mehr als ergänzt – wenn man so will ein schönes Geburtstagsgeschenk.