Felix Mendelssohn-Bartholdy: Violinkonzert op. 64 + Streichoktett op. 20; Chouchane Siranossian, Violine, Anima Eterna Brugge, Jakob Lehmann; Chouchane Siranossian, Jakob Lehmann, Balazs Bozzai & Nicolas Mazzoleni, Violine, Bernadette Verhagen & Katya Polin, Viola, Davit Melkonyan & Astrig Siranossian, Cello; 1 CD Alpha Classics 410; Aufnahmen 11/2017; Veröffentlichung 08/2018 (59'46) – Rezensionen von Remy Franck & Uwe Krusch

(Rezension von Uwe Krusch) Chouchane Siranossian hat, wie Daniel Hope zehn Jahre zuvor, das e-Moll-Violinkonzert und das Oktett von Mendelssohn eingespielt, wobei sie für beide Werke die ursprüngliche Originalfassung wählte; Hope nahm beim Oktett die revidierte spätere. Hope hatte das ‘Chamber Orchestra of Europe’ als Partner. Siranossian hat ‘Anima Eterna Brugge’ und seine Solisten gewählt. Man kann manche Parallelen feststellen, aber eben auch Unterschiede.

Siranossian zeigt mit ihrer Interpretation des Konzertes den Mendelssohn, der, junggeblieben durch Sturm und Drang, einen mitreißenden Schwung ausstrahlt, den sie anfangs mit kleinen Glissandi würzt, die nicht jeder verwendet. Die poetischen Momente und den Elfenklang überspielt sie aber nicht. Insgesamt ein wenig langsamer kostet Siranossian die Musik aus, ohne aber den Zusammenhang, die große Linie und die Bewegung zu verlieren.

In dem abschließenden Allegro molto vivace des Finalsatzes gelingt ihr und dem Orchester eine atemberaubend schnelle und gleichzeitig fein und entspannt gezeichnete Temposteigerung.

Das Streichoktett strotzt ebenfalls von prickelnder Musizierlust. Siranossian ist von der Technik her hier etwas mehr in den Vordergrund gerückt, wobei man das bei der herausgehobenen Position der ersten Violine in dem Oktett durchaus als angemessen betrachten kann. Aber die Mitspieler werden nicht unter den Teppich gekehrt, und so erhält das Kammermusikwerk seinen symphonischen Anstrich. Das Scherzo wird der Bezeichnung entsprechend leggerissimo gehaucht und prickelt wie ein ausgezeichnetes Glas Champagner.

Diese Aufnahme ist eine Reverenz an den viel zu jung gestorbenen Komponisten. Dass Siranossian eine großartige Geigerin ist, hat sie schon wiederholt bewiesen. Das Orchester, das auch schon weniger gute Visitenkarten abgegeben hat, ist hier ein die Spannung und Qualität mittragender Partner, vielleicht herausgefordert durch die Solistin.

(Rezension von Remy Franck) Chouchane Siranossian ist eine Geigerin, die stets durch ihre Musikalität und ihre Spontaneität beeindruckt. Das gilt auch für diese CD, auf der sie zunächst mit herrlichem Brio und genau so viel Sensibilität Mendelssohns Violinkonzert spielt. Glühend-intensive Töne kommen aus ihrem Instrument, wobei der Klang nie scharf ist, sondern von viel Wärme ausstrahlt. Interessante Farbunterschiede, spontane Akzente und feine dynamische Nuancen sorgen für eine künstlerische Spannung, die das ganze Werk durchzieht. Siranossian ist immer im Fokus der Musik.

Wunderschön kantabel ist der langsame Satz, von erfrischender Leichtigkeit das Finale, in dem Jakob Lehmann auch das Orchester zu einem sehr eloquenten Spiel mit viel musikantischer Unmittelbarkeit inspiriert. Siranossian lässt es in diesem schwungvollen Satz durchaus nicht bei einem atemberaubend schnellen Spiel bleiben. Jede Note funkelt, jede Phrase ist erfüllt und eloquent.

Das zweite Werk der CD ist Mendelssohns meisterhaftes, im Alter von nur sechzehn Jahren komponiertes Oktett. Der junge Komponist vermerkte auf der Partitur: « Dies Oktett muss von allen Instrumenten im Style eines symphonischen Orchesterwerks gespielt werden. » Und das respektieren die Interpreten dieser Einspielung.

Die Musik fließt dynamisch und vital, kunstvoll und reich verziert. Die überschäumende Melodik, die Farbenpracht, die Schwung- und Federkraft aber auch die ständig spürbare Innenspannung dieser Interpretation sind verblüffend. Das Musizieren, voll von pulsierendem Leben, erfüllt den Zuhörer mit Begeisterung für dieses wunderschöne, viel zu selten gespielte Oktett.

Wenn Sie morgens mal einen Energieschub brauchen, um in den Tag zu kommen, legen Sie doch einfach diese CD in den Player…

Chouchane Siranossian and her various partners in these recordings prove exemplary Mendelssohn performers. Both in their original versions, the Violin Concerto and the String Octet are heard in lively and fiery performances. So, once more, Chouchane Siranossian shows her outstanding technical and interpretative skills.

 

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