Wenn Christian Macelaru sein Orchestre National de France in der ersten Rumänischen Rhapsodie von George Enescu ((1881-1955) in eine rumänische Band verwandelt und die Musik in hohem Maße leicht, tänzerisch und genuin farbig werden lässt, dann ist die Messlatte für diese Aufnahmen bereits enorm hoch gelegt. Unter seinen inspirierten Händen vibrieren die Pariser Musiker wie ich es in diesem Stück noch nie gehört habe. Wo Mariss Jansons etwa etwas total Artifizielles und übertrieben Sentimentales machte, klingt bei Macelaru alles total richtig, in den richtigen Farben und den richtigen Rhythmen.
Bis repetita placent: die zweite Rhapsodie ist nicht weniger gelungen, weil Macelaru mit seinen formenden Händen und seinem angeborenen Instinkt für diese Musik, diese sehr atmosphärisch und spannungsvoll werden lässt.
George Enescu komponierte seine Erste Symphonie etwa acht Jahre nach dem Tod von Johannes Brahms, und sie ist nach den Worten des Komponisten « ganz unverhohlen in der Art des unsterblichen Johannes » geschrieben. Die dramatisch zupackende Interpretation von Christian Macelaru lässt uns freilich eher an andere Komponisten denken, an Wagner und Strauss. Aber Macelaru arbeitet ja auch in Paris, genau wie Enescu, der bei Massenet and Fauré studierte, deren Einfluss ebenfalls hörbar wird.
Der erste Satz ist mit ‘Assez vif et rythmé’ überschrieben, und Macelaru bleibt dieser Bezeichnung nichts schuldig, während er dem zweiten, langsamen Satz eine typisch französische, impressionistische und mysteriöse Atmosphäre gibt.
Der dritte Satz ist gleichzeitig der letzte: ‘Vif et vigoureux’ ist er betitelt; Macelaru dirigiert ihn suggestiv und lässt ihn so sehr brillant und wirkungsvoll werden.
Bei Macelaru ist die leidenschaftlich pulsierende und lyrisch fließende Musik der zweiten Symphonie in ausdrucksstarken Händen. Das Opus 17 aus den Jahren 1912-14 ist ein Meisterwerk, und dennoch wird es selten aufgeführt. Mit ihren vier charakteristischen Sätzen dürfte die Symphonie jeden ansprechen, der spätromantische Musik mag, zumal wenn sie so atmosphärisch und spannungsvoll packend gespielt wird wie in der vorliegenden Aufnahme.
Die Dritte Sinfonie wurde in den Jahren 1916-18 komponiert, und Enescu war ganz klar beeinflusst vom Weltgeschehen und dem andauernden Krieg. Enescu lebte zu der Zeit in seiner Villa in Sinaia in den Südkarpaten und später in Iaci, Moldavien. Rumänien, damals ein Königreich, war 1916 in den Krieg eingetreten.
Das Moderato un poco maestoso enthält sowohl düstere wie auch hellere Passagen, die Macelaru besonders sehnsuchtsvoll werden lässt. Der Mittelsatz, Vivace, ma non troppo, ist aufgewühlt und wirkt insgesamt sehr bedrohlich. Er enthält aber auch marschartige Elemente, die einen gewinnenden Charakter haben. Doch im weiteren Verlauf kommt es immer wieder zu dramatischen Ausbrüchen, die in diese Aufnahme von großer Wirkung sind.
Das langsame Finale klingt nach dem Drama wie ein Erlösungsstück, das hier einen besonders weihevollen Charakter bekommt, weil Macelaru ein sehr langsames Tempo wählt und die Musik mysteriös und gleichzeitig pastoral werden lässt. In diese Stimmung tritt dann der wortlose Chor ein, der einem Engelschor gleichkommt. Die kathartische Stimmung bleibt bestehen, der Gesang wird immer zuversichtlicher, bis eine Glocke den Schluss einläutet, während die Musik im Nichts verklingt.
Von den Enescu-Symphonien gibt es nicht besonders viele Aufnahmen, aber diese hier muss eindeutig als die beste angesehen werden, die es von diesen Kompositionen gibt.
When Christian Macelaru transforms his Orchestre National de France into a Romanian band in the first Romanian Rhapsody by George Enescu (1881-1955), making the music lightly dance-like and truly colorful, the bar for these recordings is set enormously high. Under his inspired hands, the Parisian musicians vibrate in a way I have never heard before in this piece. Where Mariss Jansons made something completely artificial and overly sentimental, Macelaru makes everything sound just right, in the right colors and with the right rhythms.
Bis repetita placent: the Second Rhapsody is no less successful because Macelaru, with his shaping hands and his innate instinct for this music, makes it very atmospheric and full of tension.
George Enescu composed his First Symphony some eight years after the death of Johannes Brahms and, in the composer’s own words, it is written « quite shamelessly in the manner of the immortal Johannes ». Christian Macelaru’s dramatically gripping interpretation makes us think more of other composers, of Wagner and Strauss. But Macelaru works in Paris, as did Enescu, who studied with Massenet and Fauré, and their influence is heard too. The first movement is entitled ‘Assez vif et rythmé’, and Macelaru lives up to this description, while he gives the second, slow movement a typically French, impressionistic and mysterious atmosphere. The third movement is also the last, entitled ‘Vif et vigoureux’; Macelaru conducts it suggestively, making it very brilliant and effective.
With Macelaru, the passionately pulsating and lyrically flowing music of the Second Symphony is in expressive hands. Written in 1912-14, Opus 17 is a masterpiece, yet it is rarely performed. With its four characteristic movements, the symphony should appeal to all lovers of late Romantic music, especially when played as atmospherically and excitingly as on this recording.
The Third Symphony was composed in 1916-18, and Enescu was clearly influenced by world events and the ongoing war. Enescu was living at his villa in Sinaia in the southern Carpathians and later in Iaci, Moldavia. Romania, then a kingdom, had entered the war in 1916.
The Moderato un poco maestoso contains both somber and light passages, which Macelaru makes particularly wistful. The middle movement, Vivace, ma non troppo, is agitated and has a very menacing overall effect. However, it also contains march-like elements that have a winning character. As the movement progresses, however, there are repeated dramatic outbursts that are very effective in this recording.
After the drama, the slow finale sounds like a piece of redemption, which takes on a particularly solemn character here because Macelaru chooses a very slow tempo, allowing the music to become mysterious and pastoral at the same time. The wordless chorus then enters into this mood, resembling a choir of angels. The cathartic mood remains, the singing becoming more and more confident, until a bell rings out at the end as the music fades into nothingness.
There are not many recordings of Enescu’s symphonies, but this one is clearly the best available.