Mit ‘Cold Mountain’ nach dem berühmten Roman von Charles Frazier schuf die amerikanische Komponistin Jennifer Higdon ihre erste Oper. Higdon gehört in Amerika zu den meistgespielten Komponisten der Gegenwart. Sie hat viele Orchesterwerke und sehr viel Kammermusik geschrieben. Diese handwerkliche Sicherheit kommt ihr in ihrer Oper ‘Cold Mountain’ zu Gute. Higdon setzt das Orchester sehr präzise ein und bringt immer wieder kammermusikalische Momente mit ein, was in erster Linie den Sängern entgegenkommt.
Es war natürlich schwer, ein Werk wie das von Frazier auf ‘nur’ 145 Minuten Handlung und Musik zu reduzieren, doch der Librettist Gene Scheer hat eine hervorragende Arbeit geleistet. Man muss natürlich die amerikanische Musik mögen, um dieses Opus wirklich schätzen zu können. Mit der oft kopflastigen und experimentellen Musik Europas hat Hidgons Werk nicht viel zu tun.
Musikalisch sind wir in der amerikanischen Provinz: Die hier mitgeschnittene Uraufführung stammt aus der ‘Santa Fé Opera’. Unter der Leitung von Miguel Harth-Bedoya hören wir spannendes Musizieren und eine tadellose Sängerbegleitung. Das Ensemble, angeführt von Nathan Gunn als Inman, Isabel Leonard als Ada und Emily Fons als Ruby zeigt eine solide Leistung, so dass die zweieinhalb Stunden wie im Nu vergehen. Das halb-offene ‘Santa Fé Opera House’ besitzt aber deutlich klangliche Grenzen, so dass auch die SACD-Technik kein wirklich optimales Klangbild erreicht. Trotzdem ist dies eine hochinteressante zeitgenössische Oper, die man sich entgehen lassen sollte.