Johann Daniel Pucklitz lebte im 18. Jahrhundert als deutscher Komponist und Stadtmusikant von Danzig, wo er wahrscheinlich sein ganzes Leben verbrachte. Er war Mitglied der Stadtratskapelle, die auch die Kapelle der Marienkirche bespielte und organisierte öffentliche Konzerte. Als Komponist schuf er hauptsächlich Kantaten, aber auch Oratorien und Messen im Stil des Spätbarocks.
Das Oratorium ‘Der sehr unterschiedene Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen’ hat Andrzej Szadejko rekonstruiert und nach über 250 Jahren mit seinen Goldberg Ensembles diese Partitur von großer Farbigkeit durch diese Ersteinspielung zu neuem Leben erweckt. Mit ungewöhnlicher Struktur mag Pucklitz, der auf eigene Rechnung und eigenes Risiko komponierte, dem Zeitgeschmack der Bürger seiner Heimatstadt gefolgt sein.
Das ungewöhnlich gestaltete zweiteilige Werk eröffnet mit einer umfangreichen dreisätzigen Sinfonia, auf die eine ausgedehnte Choralmotette mit solistischen Arienteilen folgt. Pucklitz‘ Sinn für Dramaturgie und klangliche Effekte ist ausgeprägt. Trotz großer Instrumentierung wird das Orchester fantasievoll und sparsam eingesetzt. Im ersten Teil feiern die Gottlosen mit Pauken und Trompeten, bevor sie in angstvoll klagen. So drückt er in ‘Viele sterben nicht mit Lust’ die Furcht und Angst mit schnellen Tonrepetitionen und punktiertem Rhythmus aus. Im zweiten Teil winkt den Gottesfürchtigen Erlösung und ewiger Friede. Beeindruckend gestaltet er ein grandioses Finale. Eine Glasharfe verleiht den ‘Erwünschten Todesstunden’ eine geradezu überirdische Magie. Harfe und Zimbeln bereiten dann zart und sanft den Triumph des himmlischen Königreichs vor, irgendwie ein magischer Moment.
Von den Interpreten kann allein die Sopranistin Ina Siedlaczek nicht immer überzeugen, da ihre Stimme mitunter spitz und scharf klingt. Ansonsten bietet sie eine geschmackvolle und aparte Deutung ihres Parts. Altus David Erler hat eine für mich nicht ganz angenehme Färbung seiner Stimme, aber bewältigt seine Solopartien mit Schmelz und Können. Der Tenor Georg Poplutz ist ein Segen, der Rezitative und Arien federleicht kolorieren und delikat gestalten kann. Bass Thilo Dahlmann kann seine Stimme zugleich tiefschwarz und luftig erheben und rundet so die Riege eindrucksvoll und lebendig ab.
Das Goldberg Vocal Ensemble erweist sich als homogen und variabel agierendes Kollektiv. Seine Rolle im Gesamtbild ist ebenso unauffällig wie mitreißend gestaltend. Das Goldberg Baroque Ensemble lebt in dieser 9. Ausgabe der Musica Baltica Reihe die ihm aus der Partitur erwachsenden Möglichkeiten einer kammermusikalisch finessenreichen Darstellung gekonnt aus. Mit ausgereifter und farbiger Ensemblekultur drückt es dem Werk seinen Stempel auf.
Andrzej Szadejko sind die Ausgrabung, Rekonstruktion und Einspielung dieses spannenden und abwechslungsreichen Werkes zu verdanken, was er mit seinem gestaltenden Dirigat abrundet.
Johann Daniel Pucklitz lived in the 18th century as a German composer and town musician of Gdansk, where he probably spent his whole life. He was a member of the town council band, which also played in the chapel of St. Mary’s Church, and organized public concerts. As a composer he created mainly cantatas, but also oratorios and masses in the style of the late Baroque.
The oratorio ‘Der sehr unterschiedene Wandel und Tod der Gottlosen und Gottsfürchtigen’ (The Very Different Walk and Death of the Wicked and the Godly) has been reconstructed by Andrzej Szadejko and after more than 250 years he and his Goldberg Ensembles have brought this score of great color to new life through this premiere recording. With an unusual structure, Pucklitz, who composed on his own account and at his own risk, may have followed the contemporary taste of the citizens of his hometown.
The unusually shaped two-part work opens with an extensive three-movement Sinfonia, followed by an extended chorale motet with solo aria sections. Pucklitz’s sense of dramaturgy and tonal effects is pronounced. Despite large instrumentation, the orchestra is used imaginatively and sparingly. In the first part, the godless celebrate with timpani and trumpets before lamenting in anguish. Thus, in ‘Viele sterben nicht mit Lust’ (Many do not die with desire), he expresses fear and anxiety with rapid note repetitions and dotted rhythm. In the second part, salvation and eternal peace beckon to the godly. Impressively he creates a grandiose finale. A glass harp lends the ‘Erwünschte Todesstunden’ (Desired hours of death) an almost unearthly magic. Harp and cymbals then delicately and gently prepare the triumph of the heavenly kingdom, somehow a magical moment.
Of the performers, only the soprano Ina Siedlaczek is not always convincing, as her voice sometimes sounds tight and sharp. Otherwise, she offers a tasteful and distinctive interpretation of her part. Altus David Erler has a voice coloration that is not entirely pleasing to me, but manages his solo parts with melting and skill. Tenor Georg Poplutz is a blessing, able to color recitatives and arias with great lightness and delicacy. Bass Thilo Dahlmann’s voice is at once deep and airy, rounding out the quartet in an impressive and lively manner.
The Goldberg Vocal Ensemble proves to be a homogeneous and variably acting collective. Its role in the overall picture is as unobtrusive as it is stirringly formative. In this 9th edition of the Musica Baltica series, the Goldberg Baroque Ensemble skilfully lives up to the possibilities of a chamber-music performance rich in finesse. With a mature and colorful playing, it puts its stamp on the work.
Andrzej Szadejko is responsible for finding, reconstructing and recording this exciting and varied work, which he rounds off with his formative conducting.