Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonien Nr. 1 & 3; The Netherlands Symphony Orchestra, Jan Willem de Vriend; 1 SACD Challengel Classics CC 72641; 12/12 & 11/13 (69’50) – Rezension von Alain Steffen

Nach den Beethoven-Symphonien haben sich Jan Willem de Vriend und sein ‘Netherlands Symphony Orchestra’ nun dem symphonischen Schaffen von Felix Mendelssohn-Bartholdy zugewandt. Ein kurzer Rückblick: De Vriends Beethoven-Interpretationen entpuppten sich schnell als kleine Sensation. So vollblütig, dynamisch, so spannend und ausgeglichen hatten wir die Symphonien seit den Einspielungen von Harnoncourt mit dem ‘Chamber Orchestra of Europe’ oder erst kürzlich von Osmo Vänskä mit dem ‘Minnesota Orchestra’ nicht mehr gehört. Der Dirigent und sein Orchester übertrafen viele renommierte Kollegen und Orchester um Längen und setzten die Linie der legendären Beethoven-Aufnahmen von Toscanini, Furtwängler, Karajan und Klemperer fort. De Vriend war das Kunststück gelungen, die historische Aufführungspraxis mit modernen Erkenntnissen und einem sehr musikantischen Vorgehen zu kombinieren und so ein Interpretationskonzept zu schaffen, das a) zeitlose Gültigkeit besitzt und b) Musikfreunde aus allen Richtungen gleichermaßen begeistert.

Dieses Konzept übertragen de Vriend und seine Musiker aus Enschede nun auch auf die Symphonien von Mendelssohn. Und das mit einem sensationellen Resultat! Was wir hier hören, ist kein lieblicher Mendelssohn, es sind keine netten gefälligen Symphonien, es gibt keine Wunschkonzertatmosphäre, sondern dramatisch gestaltetes Musizieren voller Überraschungen. Vor allem versteht es de Vriend, Mendelssohn als Traditionalisten und Erneuerer gleichermaßen zu begreifen. Wann hat man denn die 1. Symphonie des knapp Fünfzehnjährigen so ‘gefährlich neu’, so frisch und weltoffen gehört wie hier? Und in der ‘Schottischen’ belässt es de Vriend nicht bei einer simplen Beschreibung von Stimmungsbildern, sondern dringt hier tief in das Wesen dieser Symphonie ein und legt zudem Mendelssohns großartige innere Gestaltung sehr plastisch und präsent offen.

Wie schon bei den Beethoven-Aufnahmen muss man auch das herrliche Klangbild dieser Challenge Classics-SACD loben, welches das Konzept von de Vriend und das Spiel des fantastischen ‘Netherlands Symphony Orchestra’ immer bestens unterstützt und ins schönste Licht stellt. Ein absolutes Must!

After his sensational Beethoven recordings, Jan Willem de Vriend brings Mendelssohn back to his roots and shows how much of an innovator this traditionalist was. His Mendelssohn is dramatic and vivid, far from any sweet image we might have of this music.

 

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