Der Brite Peter Seabourne, Jahrgang 1960, entwickelte schon als Kind eine Leidenschaft für das Komponieren. Später studierte er Komposition bei Robin Holloway. Er komponierte eine große Anzahl von Werken, doch dann gab er das Komponieren auf und verleugnete seine ganze Arbeit, einerseits wegen einer wachsenden Unzufriedenheit mit seiner eigenen Musik, andererseits, weil er ein Gefühl der Entfremdung von der herrschenden, breiteren zeitgenössischen Musikszene verspürte.
Im Jahre 2001 brachte ihn der Pianist Michael Bell dazu, wieder zu komponieren. Die in ihm aufgestauten Ideen begannen dann reichlich aufs Notenpapier zu fließen. Die Anerkennung blieb nicht aus.
Eines seiner bedeutendsten Werke ist der Klavierzyklus ‘Steps’, aus dem nun Volume 4, ‘Libro di Canti Italiano’, erschienen ist, ein reizvolles Werk voller lichtvoller Farben, und selbst wenn keine durchgehende Melodien vorhanden sind, so klingt die Musik doch sehr melodisch. So manches erinnert einen an Debussy. Doch zu Seabournes Vorbildern gehören auch so unterschiedliche Komponisten wie Mahler, Ravel, Messiaen und Janacek.
« Ich bin keiner, der mit Noten spielt. Die Musik muss ans Herz springen », sagte Seabourne einmal.
Er ist aber auch ein Komponist, der erzählen kann. Das finde ich bei diesem Programm so faszinierend. Die feingliedrige, an Motiven überaus reiche Musik zeichnet sich gewissermaßen durch eine Aphoristik aus, in der man bei mehrmaligem Hören immer wieder Neues entdeckt. Der Komponist hat zu den 19 ‘Canti’ seines ‘Italienischen Liederbuchs’ jeweils ein kurzes Programm geschrieben, das im Booklet abgedruckt wird. Das ist sicher eine Hörhilfe, aber wenn man sich davon löst, entwickelt man auch ganz andere Gedanken, nicht zuletzt wegen der ungemein inspirierenden lyrischen Subtilität dieser ‘italienischen Lieder’.
Diese CD zeigt also sehr gut, wie ergiebig Seabournes Schritt in ein neues musikalisches Leben war.
Der aus Lucca stammende italienische Pianist Fabio Menchetti hat in seinem Spiel die Farben, die Seabournes Musik braucht, um Wirkung zu erlangen. Sein Spiel ist auch dynamisch sehr gut nuanciert, und er kann die Ideen des Komponisten daher gut umsetzen.
Peter Seabourne’s aphoristic music has such a lyrical quality that it is immediately appealing.