Diese Weltersteinspielungen von Scaramuccia zeigen, dass das Venedig des frühen 18. Jahrhunderts zwar untrennbar mit dem Namen Vivaldi verbunden ist, aber eben nicht nur Vivaldi war. Die CD L’altra Venezia präsentiert Musik von Komponisten, « die es verdienen, dass man sich an sie erinnert, Werke, die ausgegraben werden müssen ». Dazu gehören zwei Sonaten von Albinoni, die erst kürzlich von Michael Talbot entdeckt wurden, oder auch Sonaten des ehemaligen Konzertmeisters des Orchesters San Marco, Giorgio Gentili.
Scaramuccia strebt keine klangliche Opulenz an und hält nichts von der emotionalen Zurückhaltung, die andere Ensembles in ähnlichem Repertoire gezeigt haben. Scaramuccia differenziert das Spiel so sehr, dass es durchaus Gefühle vermittelt, Gefühle der Freude sowohl als Gefühle der Trauer oder tiefer Melancholie.
Dabei bleiben das rein Instrumentale und das Kompositionstechnische, die Sorge nach klanglicher Ausgewogenheit und größtmöglicher Transparenz wie auch das Tänzerische durchaus nicht auf der Strecke. Die Musiker setzen ein solches Arsenal an Farben und Nuancen aller Art ein, dass man sich über diese Vielfalt nur freuen kann. Und doch scheint in dieser Gestik nichts gesucht oder getan zu werden, um zu blenden: Man spürt nur die aufrichtige Liebe, die die Musiker dem Material entgegenbringen.
These world premiere recordings by Scaramuccia show that early 18th century Venice, while inextricably linked with the name Vivaldi, was not just Vivaldi. The CD L’altra Venezia presents music by composers « who deserve to be remembered, works that need to be unearthed. » These include two sonatas by Albinoni, recently discovered by Michael Talbot, or sonatas by the former concertmaster of the San Marco Orchestra, Giorgio Gentili.
Scaramuccia does not strive for tonal opulence and, on the other hand, holds nothing of the emotional restraint that other ensembles have shown in similar repertoire. Scaramuccia differentiates the playing so much that it definitely conveys feelings, feelings of joy as well as feelings of sadness or deep melancholy.
At the same time, the purely instrumental and the compositional, the concern for tonal balance and the greatest possible transparency, as well as the dance-like, do not fall by the wayside. The musicians employ such an arsenal of colors and nuances of all kinds that one can only rejoice in this variety. And yet nothing seems to be sought or done in this gesture to dazzle: One feels only the sincere love that the musicians bring to the material.