Gabriel Fauré: Pelléas et Mélisande, César Franck: Symphonie d-Moll; Berliner Philharmoniker, Daniel Barenboim; # Deutsche Grammophon 00028948667345; Aufnahme 06.2023; Veröffentlichung 11.10. - 01.11.2024 (64'45) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Spätestens in den 13 Jahren als Chef des Orchestre de Paris hat Daniel Barenboim das Gespür und den Erfahrungsschatz für das französische Repertoire bekommen. Und bereits seit sechs Jahrzehnten machen Barenboim und die Berliner Philharmoniker zusammen Musik. Als Kombination aus beidem hat sich dieses Album mit der bekannten Symphonie von César Franck und der seltener aufgeführten Suite Pelléas et Mélisande von Gabriel Fauré ergeben.

Fauré vertont dem Drama von Maurice Maeterlinck folgend psychologische Charakterbilder der Figuren ohne eine konkrete Handlung. Franck folgte mit seinem eigenen Bauplan und französischem Flair bei seiner Symphonie der Idee, die mit Grandeur und Eleganz, einer Mischung aus französischem Parfüm und deutscher Strenge erst spät, dann aber ungemein, ihre Anerkennung gefunden hat.

Barenboim und die Berliner Philharmoniker heben bei Franck genau diese Besonderheiten der Musik. Mit einer breiten Palette an Farben sowie den stupenden Möglichkeiten sensuell feiner Ausgestaltung bereiten sie eine dicht gewobene Textur, aus der heraus eloquente Soli dankbar gestaltende Abnehmer finden. Die Interpreten legen Wert auf eine ruhig wirkende, wenn auch zeitlich sich im Rahmen bewegende, Entwicklungsgestaltung, die der Musik allen Raum gibt, sich ohne Druck zu entfalten.

Dabei finden sie den Ausgleich zwischen beeindruckenden Klangskulpturen, in denen leidenschaftliche und gemessene Ausdruckswelten erzielt werden und dem als Scharnier fungierenden langsamen Mittelsatz. Das Thema dieses zweiten Satzes wird vom Englischhorn mit delikatem Ton aus Verklärung und Bedrückung in einem Umfeld wunderbar analytisch durchleuchteter Details hörbar.

Mit Pelléas et Mélisande fand Fauré für seine impressionistischen Ideen eine ob ihrer von Symbolen und Andeutungen durchzogenen Erzählung eine passende Tapete. Dirigent und Orchester bringen in nicht einmal zwanzig Minuten diese so ansprechende und doch nicht greifbare Tonsprache mit dezidiert changierend zum Klingen. Damit bereiten sie den Boden für Oboe und Flöte, die ihre Soli plastisch wohlgeformt betörend anbringen.

Daniel Barenboim’s 13 years as head of the Orchestre de Paris have given him a feel for and a wealth of experience in the French repertoire. And Barenboim and the Berliner Philharmoniker have been making music together for six decades. This album with the well-known symphony by César Franck and the less frequently performed suite Pelléas et Mélisande by Gabriel Fauré is a combination of the two.

Following Maurice Maeterlinck’s drama, Fauré sets psychological character images of the figures to music without a concrete plot. Franck followed the idea with his own construction plan and French flair in his symphony, which, with its grandeur and elegance, a mixture of French perfume and German austerity, only gained recognition late, but then immensely.

They strike a balance between impressive sound sculptures, in which passionate and measured expressive worlds are achieved, and the slow middle movement, which acts as a hinge. The theme of this second movement is made audible by the cor anglais with a delicate tone of transfiguration and oppression in an environment of wonderfully analytically illuminated details.

With Pelléas et Mélisande, Fauré found a suitable wallpaper for his impressionistic ideas in a narrative that is full of symbols and allusions. In less than twenty minutes, the conductor and orchestra bring this appealing and yet intangible tonal language to life in a decidedly iridescent manner. In doing so, they pave the way for the oboe and flute, which give their solos a vivid, well-formed and beguiling performance.

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