Der Titel mag etwas in die Irre führen, da er nicht auf den privaten Rahmen oder die laienhafte Qualität abstellt, sondern darauf, dass sowohl die Musiker des Quartetts als auch die gespielten Werke von Komponisten kommen, die zumindest zeitweise zwischen den Weltkriegen in Prag oder anderen Regionen des damals noch Tschechoslowakei heißenden Staates gelebt haben. Wobei den Komponisten das nationalsozialistische Martyrium nicht erspart blieb und ihr Leben frühzeitig beendete und damit Teil des Aderlasses europäischer Kultur wurden.
Manche der Werke stammen aus früheren Jahren, das Quartett von Ullmann entstand im Lager Terezin, deutsch Theresienstadt. So unterschiedlich die Werke auch sind, zeugen sie alle von einfallsreicher und handwerklich hochwertiger Kompositionsweise. Dass die Komponisten trotz ihrer Situation noch Humor bewiesen, kann auch am Titel `Aus dem Affengebirge´ für das Werk von Haas gelesen werden. Der deutet allerdings auf den lokalen Spitznamen der Höhenzüge bei Brünn und nicht etwa exotische Umstände hin.
Das Bennewitz Quartett zeichnet sich durch eine außerordentlich feine Spielkultur aus, die die Musik zum einen kristallin strukturiert und zum anderen einen fantastisch sauber intonierten und klangvoll entfalteten Ton hören lässt, den auch andere etablierte Quartette nicht eben in den Schatten stellen können. Vielmehr können sich andere das durchaus daran ein Beispiel nehmen.
Doch ein schöner Ton allein macht noch keine Interpretation. Vielleicht liegt es an dem Augenmerk auf das feine Spiel, dass die Interpretationen mitunter etwas bieder wirken. Erst im Schlusssatz vom Haas-Quartett, bei dem ein Perkussionist hinzutritt, explodiert der Ausdruck, auch dank des Gastes, und bietet einen wirklich beeindruckend irrwitzigen Kehraus. Der gelingt beispielsweise im ansonsten überzeugenden Pavel Haas Quartet nicht so prickelnd. Ansonsten könnte man sich bei der Stringenz und der Ausdrucksstärke bei den Bennewitz‘ noch mehr vorstellen.