In nur vier Jahren komponierte Haydn allein drei Zyklen von jeweils sechs Streichquartetten, deren letzter die Werke Opus 64 sind. Das in der heutigen Zählung fünfte dieser Reihe trägt wegen der hoch hinausstrebenden ersten Violine den Beinamen Lerche. Diese Werke entstanden in einer für Haydn umbruchartigen Zeit, da der Fürst Esterhazy gestorben war und er sich vor seiner ersten Reise nach London befand. Trotzdem zählen diese Quartette auch zu seinen herausragenden Werken höchster Kompositionskunst.
Das in Großbritannien beheimatete und nach nordostschottischen Dialekten benannte ‘Doric String Quartet’ hat sich dieser Werkgruppe angenommen. Das gut ein Jahrzehnt bestehende Ensemble gehört zu den hochqualifizierten jüngeren Quartetten. Diese bereits vorhandenen Qualitäten setzt es hier ein, um einen in sich geschlossenen Werkzyklus zu präsentieren. So ist eine Lesart entstanden, die den klassisch aber auch smart und mitunter mit zwinkerndem Auge schreibenden Komponisten in einer diese Merkmale herausstellenden Weise darstellt. In Einzelheiten kann man aber durchaus noch Entwicklungsmöglichkeiten ausmachen. So wird der Beginn des dritten Quartetts, der mit rastlosen Rhythmen startet, auch zu monoton präsentiert. Auch die Lerche hat man schon schöner tirilieren hören. Trotz aller klassischen Herangehensweise wirken andere zunächst klassischer erscheinende Interpretationen, wie beim Auryn Quartett, dann doch spannender und noch klarer artikuliert.