Mit den Worten in der Überschrift beschreibt Tanja Tetzlaff ihren Eindruck der gemeinsamen Zeit während dieser letzten Aufnahmen mit Lars Vogt. Speziell hatte sie « immer das Gefühl bei Lars, dass er das Grenzenlose in alle Richtungen bei Brahms auslotet“. Die geplante Einspielung aller drei Klavierquartette konnte nicht mehr vollendet werden. Das A-Dur Werk wurde im Studio aufgenommen, vom c-Moll Quartett gibt es einen Konzertmitschnitt.
Dieser Eindruck vermittelt sich dem Lauschenden intensiv beim Hören der Aufnahme. Allerdings äußert er sich nicht etwa in überbordender Ausnutzung dynamischer Kontraste, sondern im tiefen Ausloten und feinen Gestalten. Die Geschwister Tetzlaff und Vogt waren in den Trioaufnahmen mit Werken von Brahms, Dvorak und Schubert schon im Zusammenspiel aufeinander eingeschworen. Mit Barbara Buntrock wird die Bratschenstimme ohne jegliche Friktion hinzugefügt. So entwickeln die vier die Stücke in einem bruchlosen Atmen, bei dem sie eher die Fragilität, aber auch eine Leichtigkeit und Lebendigkeit zeigen, die andere meist aus diesen Quartetten nicht herauslesen. Die technisch meisterhafte Umsetzung lässt vergessen, welche Hürden Brahms beim Komponieren den Musikern aufgegeben hat.
Vor dem Hintergrund der weit fortgeschrittenen Krebserkrankung von Lars Vogt, die alle Beteiligten beeinflusst haben wird, wirkt diese Lebensfreude umso stärker und erfüllender. Bei diesen Interpreten entwickeln sich die Klavierquartette zu einem lichtvollen natürlichen Fluss. Hier ist nichts von Angst oder gar Verzweiflung zu spüren. Zwar tun sich im c-Moll Werk tiefe Abgründe auf, aber die sind in der Musik und nicht im Spiel begründet. Umso bewundernswerter ist es, dass die eigenen Befindlichkeiten der Musiker die Musik jedenfalls nicht beeinträchtigt haben. Vielmehr haben sie zu einer tiefschürfenden Auseinandersetzung geführt, bei der man keinen einzigen Ton missen möchte.
Tanja Tetzlaff uses the words in the title of our review (“Boundless Dancing, Laughing, Crying, Raging”) to describe her impression of their time together during these last recordings with Lars Vogt. In particular, she « felt he [Lars] explored the boundlessness in every direction with Brahms ». The planned recording of all three piano quartets could not be completed. The A major work was recorded in the studio, and there is a concert recording of the C minor quartet.
The audience gets an intense impression of this when listening to the recording. However, it is not expressed in the exuberant exploitation of dynamic contrasts, but in the deep sounding out and fine shaping. The Tetzlaff siblings and Vogt were already well attuned to each other in their trio recordings of works by Brahms, Dvorak and Schubert. With Barbara Buntrock, the viola part is added without any friction. In this way, the four develop the pieces in a seamless breathing process, in which they tend to show fragility, but also a lightness and liveliness that others usually fail to extract from these quartets. The technically masterful realization makes one forget the hurdles Brahms set the musicians when composing.
Against the backdrop of Lars Vogt’s advanced cancer, which will have affected all those involved, this joie de vivre is all the more powerful and fulfilling. With these performers, the piano quartets develop into a light-filled natural flow. There is no sense of fear or even despair here. Although deep abysses open up in the C minor work, these are rooted in the music and not in the playing. It is therefore all the more admirable that the musicians’ own sensitivities did not affect the music. On the contrary, they have led to a profound exploration in which you don’t want to miss a single note.