Nach einem französischen und einem spanischen Programm hat sich das Cheng Duo bei seiner dritten Aufnahme der russischen Kammermusik für Cello und Klavier gewidmet. Neben den drei großen Sonaten von Prokofiev, Rachmaninov und Shostakovich sind dies Genrestücke von diesen sowie Arensky, Glazunov, Scriabin und Tchaikovsky.
Erfreulicherweise kann man sich auch bei dieser dritten Aufnahme nur wiederholen und auf die große künstlerische Leistung verweisen. Die Geschwister aus Kanada zeichnen sich durch eine großartige Beherrschung ihrer Instrumente aus und alle Anforderungen technischer Natur fallen bei Ihnen nicht ins Gewicht. Aber das ist ja immer nur der Anfang.
Doch auch die Interpretationen faszinieren mit einer Ausdruckspalette und Tiefe der Darstellung, die wirklich zum Feinsten gehört. Bryan und Silvie Cheng agieren sehr stimmungsvoll. Das wird beispielsweise bei der Sonate von Shostakovich deutlich, die in den Abgründen menschlich aushaltbarer Zustände wühlt, was die beiden Musiker auch mit überbordender Intensität darstellen. Dabei loten sie die Dynamik in allen Richtungen aus. Aber sie lassen keinen Moment ein immer kantables Spiel mit feinfühlig gereifter Intonation außer Acht.
Sie können also poetisch, feurig, elegant und introvertiert, was immer nötig ist. Damit erwecken sie die große russische Seele, die sich erst Ende des 19. Jahrhunderts auf Basis eigener Musikausbildung in Russland entwickelte, mit großer Intensität, aber ohne süßliches Pathos. So werden sie jedem Charakter, den diese Werke verlangen, gerecht. Wenn etwas anzumerken ist, dann wirkt das Cello so intensiv, dass das Klavier in den Hintergrund gedrängt wird oder sich selbst dort einnistet. Das ist schade, denn gerade bei Rachmaninov, aber auch bei Prokofiev und Shostakovich kommt dem Tasteninstrument eine gleichberechtigte und sehr fordernde Rolle zu.
Wie beim Label audite üblich, wurde das Spiel mit sorgfältig abgestimmter und aushörender Technik eingefangen.