Sergei Prokofiev hat seinen beiden Violinkonzerten bewusst sehr unterschiedliche Charaktere gegeben. Das erste, das bereits im Kopfsatz durch ein vom Komponisten so betiteltes träumerisches Andantino eingeleitet wird, mit einem lyrischen dritten Satz endet und so Frühlingsgefühle auszulösen vermag, ist gespickt mit technischen Raffinessen. Das zweite, das nicht nur die formelle Satzfolge auf die klassische Situation ‘schnell – langsam – schnell’ zurückdreht, sondern auch charakterlich als volkstümlich-romantisch beschrieben werden kann, verlangt vom Solisten eher eine einfache und in sich gekehrte Tonsprache.
Der Solist dieser Aufnahme, der ehemalige Konzertmeister des ‘Concertgebouw Orkest’, Rudolf Koelman, nimmt diesen lyrischen Auftrag ernst und schafft – im Gegensatz zu anderen Interpreten – ein zurückgenommenes, inniges Musizieren. Dabei erreicht er, außer beim letzten Satz des ersten Konzertes, keine längeren Aufführungszeiten. Aber die Darbietung wirkt ruhiger und entspannter. Ob man diese Deutung oder eine lebhaftere Gestaltung bevorzugt, muss jeder für sich entscheiden. Die nach dem Einstieg anfangs erwartete Langatmigkeit stellt sich jedenfalls nicht ein, die Spannung bleibt erhalten.
Das ‘Musikkollegium Winterthur’ unter seinem ehemaligen Chef Douglas Boyd unterstützt mit der kammermusikalischen Ausleuchtung der Orchesterfarben die prachtvollen Partituren in bester Manier.
For both of Prokoviev’s Violin Concertos, Rudolf Koelman has chosen a more lyrical, heartfelt way. His approach is matched by the Musikkollegium Winterthur under the baton of its former principal conductor Douglas Boyd. In contrast to other more dynamic recordings this performance is more relaxed without being dreary.