Der Begriff Schmelztiegel meint ursprünglich ein Gefäß, in dem verschiedene Substanzen unter Hitze zu einem Gemisch zusammen gefügt werden. Später beschreibt in Soziologie und Politikwissenschaften der Begriff Schmelztiegel die Assimilation und die Integration von Einwanderern verschiedener Kultur in die gemeinsame integrierte nationale Kultur. Das Paradebeispiel dafür stellen die USA dar. Allerdings scheint in der Musik der kanadische Begriff, nach dem das Mosaik, das verschiedene kulturelle Hintergründe der Bevölkerung berücksichtigt und die gezielte Förderung kultureller Praktiken und Eigenheiten erlaubt, besser zu passen. Es kommt nicht zu einer die Merkmale auslöschenden Vermengung, sondern verschiedene Stile bleiben erhalten und neue bilden sich erst aus.
In letzterem Sinne ist die gut geschüttelte, nicht gerührte Sammlung von Stücken zu hören, die Augustin Hadelich aus seiner neuen Heimat zusammengestellt hat. Zu hören sind romantische Ideen, von Jazz und anderen populären Musiktraditionen inspirierte Werke, avantgardistische oder von Einzelgängern vertretene losgelöste individualistische Tonsprachen, minimalistische Werke sowie Crossover Avancen. Darin eingewoben finden sich japanische Miniaturskulpturen und dazwischen immer wieder Schmankerl feinster Art, meist eigentlich Zugaben, die Jazzeinflüsse bis hin zu von der Country Musik geprägte Stücke hören lassen sowie von langen Autofahrten beeinflusste Stimmungen bis hin zur Grenzüberschreitung nach Mexiko.
Hadelich hat sich, so scheint es, in den zwanzig Jahren seiner Residenz in den USA, bestens eingelebt. Bei ihm werden alle Werke in ihrem jeweiligen Gehalt und ihrer eigenen Struktur gemeistert und eben nicht zerstörend vermischt zusammengerührt. So gelingt Hadelich eine faszinierend gespielte Übersicht, die den künstlerischen Anspruch ebenso beherzigt wie sie auch dem musikantisch tänzerischen Schmiss ihren Platz bereithält. So gelingt es dem Geiger, die allen Anforderungen gerecht werdende technische Umsetzung sei nur angemerkt, ebenso charmant, teilweise fast launig, wie anspruchsvoll seine Auswahl zu präsentieren und so voll lodernder Hingabe zu formen. Und so gewinnt er auch bekannten Melodien neue Facetten ab.
Dass Orion Weiss ihm ein ebenbürtiger Partner am Klavier ist, der seinen Part prägnant und trotzdem immer im Gespräch beiträgt, komplettiert diesen rasanten Trip.
The term melting pot originally refers to a vessel in which different materials are combined under heat to form a mixture. Later, in sociology and political science, the term melting pot describes the assimilation and integration of immigrants from different cultures into the common integrated national culture. The USA is the prime example of this. However, in music, the Canadian concept of a mosaic, which takes into account the different cultural backgrounds of the population and allows the targeted promotion of cultural practices and characteristics, seems to fit better. There is no blending that erases characteristics; instead, different styles are preserved and new ones are formed.
In the latter sense, the well-shaken, unstirred collection of pieces that Augustin Hadelich has compiled from his new homeland can be heard. You can hear romantic ideas, works inspired by jazz and other popular music traditions, avant-garde or detached individualistic tonal languages represented by mavericks, minimalist works as well as crossover advances. Japanese miniature sculptures are interwoven with the finest delicacies, most of which are actually encores, ranging from jazz influences to pieces influenced by country music, as well as moods influenced by long car journeys and even crossing the border into Mexico.
Hadelich seems to have settled in very well during his twenty years in the USA. With him, all works are mastered in their respective content and their own structure and not destructively mixed together. In this way, Hadelich succeeds in creating a fascinatingly played overview, which takes artistic demands to heart just as much as it provides space for musical, dance-like verve. The violinist succeeds in presenting his selection in a charming, at times almost whimsical, as well as demanding manner, and in shaping it with blazing devotion. In this way, he also brings new facets to familiar melodies.
The fact that Orion Weiss is an equal partner at the piano, who contributes his part concisely and yet always in conversation, completes this fast-paced trip.