Das Sitkovetsky Trio stürzt sich rasant, wenn nicht sogar turbulent in den ersten Satz des Geistertrios. Doch dank ihrer exquisiten Fähigkeiten, sei es im Umgang mit den Instrumenten, sei es in der Formulierung der musikalischen Aussage, führen sie von diesem Ansatz aus den Satz zu einem stark modellierten Gesamtbild zusammen, das keine Ruhe, aber damit auch keine Langeweile aufkommen lässt. So gelingt es ihnen, die positive Grundstimmung des Werkes, die es von manch anderer Komposition von Beethoven unterscheidet, überzeugend zu heben.
Im Mittelsatz dagegen, dem das Trio seinen oft benutzten Beinamen verdankt, schaffen sie es mit ausgereift langsamer Gestaltung und intensivem Ausdruck, die geisterhaft schauerliche Stimmung erfahrbar zu machen. Den schattenhaften Klang erzielen sie mit schnellen Sextolen leggiermente sowie mit düsteren Akkordballungen, so dass sie ein gespenstisch fahles Bild malen bis hin zu den düsteren Klängen der Coda, die in eine Gruft hinabzusteigen scheinen.
Im dritten Satz, von der Tempodisposition her sogar noch ein wenig schneller als der erste, greifen sie die drängende Herangehensweise wieder auf und stürmen gestaltungsreich und sicher durch diesen Abschluss des Werkes, so dass die düstere Stimmung des Mittelsatzes rasch vertrieben wird.
Das Es-Dur Trio bieten sie dagegen anfangs noch mit klassizistisch gefärbtem Hauch, mit dem sie das selbstbewusst als Opus 1 bezeichnete Werk noch ins musikalische Umfeld stellen und doch auch den markanten Stil Beethovens anzeigen. Damit gelingt ihnen der Spagat, sowohl den historischen Hintergrund anzudeuten wie auch das Moderne des Werkes, das uns in Kenntnis seiner späteren Gattungsbeiträge nicht so auffällt wie seinen Zeitgenossen, mit sicherem Gespür für die Gestaltung zu heben. Nach der intensiven Gestaltung des Kopfsatzes geben sie dem weit ausschwingenden Adagio einen verinnerlichten Charakter. Auch schon ein Fingerzeig Beethovens ist der dritte Satz, der statt des Menuetts ein umfangreiches Scherzo, dass sie mit der erforderlichen Frische ohne triumphale Geste durchkämmen. Im Finale mit seinen Dezimensprüngen mag man sogar einen scherzhaften Komponisten hören, jedenfalls steigern die Musiker diesen Satz bis zu einem mitreißendem Elan.
Zum Abschluss ihres dritten Albums mit Trios von Beethoven servieren die drei Musiker mit ‘Schöne Minka, ich muss scheiden’, für Klaviertrio arrangiert vom Cellisten Isang Enders, noch ein kurzes Werk. Dieses auf einer eingängigen ukrainischen Kosakenmelodie basierende Stück stammt aus der Sammlung Songs of Various Nations und ist ein Beispiel für ein Lied von beredter Einfachheit bis hin zur kurzen ergreifenden Schlusscoda. Diese Merkmale setzen die Mitspieler des Sitkovetsky Trios mit angemessener Schlichtheit um.
The Sitkovetsky Trio plunges rapidly, if not turbulently, into the first movement of the Ghost Trio. But thanks to their exquisite skills, be it in handling the instruments or in formulating the musical statement, they bring the movement together from this approach to form a strongly modeled overall picture that does not allow for any calm, but also no boredom. In this way, they succeed in convincingly emphasizing the positive mood of the work, which distinguishes it from many other Beethoven compositions.
In the middle movement, on the other hand, to which the trio owes its often-used nickname, they manage to make the ghostly, eerie mood tangible with a mature, slow design and intense expression. They achieve the shadowy sound, so that they paint a ghostly, pale picture right up to the gloomy sounds of the coda, which seem to descend into a tomb.
In the third movement, which is even a little faster than the first in terms of tempo, they take up the urgent approach again and storm through this conclusion of the work with a rich and confident design, so that the gloomy mood of the middle movement is quickly dispelled.
In contrast, they offer the E-flat major Trio with a classical touch at the beginning, with which they still place the work, confidently labeled Opus 1, in its musical environment and yet also indicate Beethoven’s distinctive style. In this way, they manage the balancing act of both hinting at the historical background and emphasizing the modernity of the work, which, knowing his later contributions to the genre, is not as conspicuous to us as it is to his contemporaries, with a sure sense of design. After the intensive shaping of the first movement, they give the expansive Adagio an internalized character. The third movement is also a hint of Beethoven, an extensive scherzo instead of a minuet, which they comb through with the necessary freshness and without triumphal gestures. In the finale, with its leaps in decimals, one might even hear a joking composer; in any case, the musicians heighten this movement to a rousing élan.
To conclude their third album of trios by Beethoven, the three musicians serve up another short work, ‘Schöne Minka, ich muss scheiden’ (Beautiful Minka, I have to leave), arranged for piano trio by cellist Isang Enders. This piece, based on a catchy Ukrainian Cossack melody, comes from the collection Songs of Various Nations and is an example of a song of eloquent simplicity right up to the short, poignant final coda. The Sitkovetsky Trio players realize these characteristics with appropriate simplicity.