Es gibt so viele Aufnahmen der ‘Dichterliebe’, dass man fast den Überblick verliert. Julian Prégardiens Interpretation ist an sich überzeugend, vermag aber nicht wirklich aus der Masse heraus zu stechen. Der Tenor singt stilsicher und textverständlich, bleibt im Ausdruck dezent und überlegt, er überzeugt letztlich vor allem durch seine schöne Stimme und seinen perfekten Vortrag.
Eric Le Sage begleitet auf dem Fortepiano Blüthner 1856. Und gerade hier liegt das Problem. Der Klang dieses Instruments ist hart und störrisch und entspricht nicht Prégardiens Gesang. So hat man immer den Eindruck, als würden die Interpreten vergebens versuchen, zwei grundverschiedene Interpretationskonzepte zusammen zu bringen. Und das wirkt dann sehr brüchig und unschön.
Was bei der ‘Dichterlebe’ noch in einem akzeptablen Rahmen bleibt, wirkt sich z.T. etwas nachteilig auf andere Lieder (In der Nacht, Mein Herz ist schwer, Kurzes Erwachen) aus, wo Stimme und Klavier einfach nicht so recht zusammenfinden wollen. Wohlgemerkt, Eric Le Sage spielt wunderbar, nur passt sein Spiel nicht zum Vortrag von Prégardien, resp. umgekehrt. Unterstützt wird der Tenor bei vier Liedern von der perfekt intonierenden Sopranistin Sandrine Piau. Zusätzlich gibt es von Clara Schumann einen Kanon ohne Klavierbegleitung sowie eine Klavierromanze, die das Programm stimmungsvoll ergänzen.