Das Takacs Quartett gastierte nach zehn Jahren wieder in der Philharmonie Luxembourg Das Takacs Quartett gastierte im Oktober 2011, damals noch mit anderer Besetzung, in der Luxemburger Philharmonie. Damals gab es Bartok, Dvorak und Ravel zu hören. Beim jetzigen Besuch hatten sie Brahms, Dutilleux und Haydn auf den Pulten. Uwe Krusch hat sich das Konzert angehört.
Wie berichtet, wurde die Position am Bratschenpult vor einem Jahr umbesetzt, so dass jetzt der neue, Richard O’Neill, sich eingefügt hatte. Um das vorweg zu nehmen, hat er das ganz vorzüglich umgesetzt. Für das ganze Quartett gilt, dass es einen sehr transparenten Ensembleausdruck erzielt, der jede Stimme hören lässt. Das führt aber nicht zu Überlagerungen oder sogar zu herausgehobenen Positionen. Selbst der erste Geiger entwickelt keinen auftrumpfenden Ton, so dass auch er sich nicht aus der Gruppe erhebt. Damit gestaltet das Quartett einen auf elegante Schönheit getrimmten Ton, der keine spieltechnischen Geräusche zulässt. Dass das möglicherweise auch mal ein wenig die Würze fehlen lässt, konnte im letzten Teil des Abends zu hören sein.
Den Abend eröffnete eine Besonderheit insofern, als das Quartett d-Moll op. 42 von Joseph Haydn ein Einzelopus in einer Zeit ist, in der Ausgaben von zumeist sechs Werken unter einer Opus-Nummer üblich waren. Doch auch in seiner Gestaltung setzt Haydn hier ein Zeichen, da dieses Quartett in seiner Feinheit und Leichtigkeit fast schon zu simpel erscheinen mag. Da es aber Haydn setzte, wird diese gewollte unterhaltende Eleganz für den Hof in Spanien trotzdem mit aller Finesse und kulturellen Gestaltung umgesetzt, so dass es ein bezauberndes Kleinod ist. Dem Takacs Quartett gelang es wunderbar, den Ton aus Gefälligkeit und gleichzeitig erlesener Qualität umzusetzen, so dass auch nicht nur einen Moment der Eindruck von Nebensächlichkeit aufkommt, weder aus der Musik noch aus der Darbietung. Da wird man sagen dürfen, Leichtes darzustellen ist, wie auf der Theaterbühne, das Schwerste. Und das wurde hier lebendig erzählend umgesetzt.
Es folgte Ainsi la nuit von Henry Dutilleux. Dutilleux, der sich eher dem literarischen Symbolismus als einer musikalischen Schule nah fühlte, übernahm davon die Betitelung seiner Werke wie auch seines Quartetts. Mit der Nacht und damit auch der Traumwelt wird eine geheimnisvolle Stimmung angepeilt. Mit diversen technischen Herausforderungen, teilweise auch kombiniert, schafft er allein schon von den Klängen her eine besondere Klangwelt. Die Unterteilung in sieben Abschnitte gibt ein weiteres dazu, hier eine eigene Stimme zu formulieren. Das Takacs Quartett widmete sich dieser Aufgabe mit ebenso technischer Überlegenheit wie aufmerksamer Gestaltung, die auch die Nuancen hören lässt. Dabei vergaßen sie nicht, den musikalischen Verlauf zu gestalten.
Am Ende des Programms, das später am Abend dankenswerterweise nochmals wiederholt wurde, stand das dritte der Quartette von Johannes Brahms. Nach den ersten beiden unter einer Opus-Zahl erschienenen beiden Gattungsbeiträgen konnte er dieses Werk auf Basis einer größeren eigenen Sicherheit vor dem Hintergrund der Vorbilder, zuallererst Beethoven, schreiben. Diese gewisse Entspanntheit wird bei aller strukturellen Festigkeit der Musik in der Interpretation des Takacs Quartett deutlich. Mit ihrem famos klanggeprägten Gefüge, das ohne Nebengeräusche der Instrumente auskam und der Eleganz der Gestaltung bildeten sie ein Gespinst schönster Tongebilde. Die markante Seite der Musik stellten sie nicht in den Vordergrund. Darüber konnte man fast das mitunter Brahms zugeschriebene norddeutsche Teutonische vergessen. Das waren dann die zwei Seiten der Medaille. Einerseits bot diese sonnig lichte Deutung eine neue Sicht auf das Werk. Und die ist mehr als hörenswert. Andererseits fehlte mir aber eben auch ein gewisses Maß an Schwere. Aber das mag man als persönlichen Geschmack abtun.
Insgesamt bot das Konzert einen sehr positiven Eindruck von diesem Quartett, das nach seiner Gründung vor 45 Jahren in Budapest durch ungarische Musiker nun seit langem in den USA beheimatet ist und dem nur der Cellist Andras Fejer als Gründungsmitglied verblieben ist. Im Hinblick auf die gegenwärtige Pandemiesituation ist es umso erfreulicher, dass ein Ensemble von jenseits des großen Teichs den Weg hierher gefunden hat und ein großes Konzerterlebnis bot.