Diese Aufnahme ist dem Wiener Kontrabass, auch Violine genannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind die meisten Kompositionen für dieses Instrument entstanden, bevor es dann mit der Romantik aus dem Blickwinkel verschwand. Auf den ersten Blick wie ein Kontrabass aussehend, hat es doch einige Besonderheiten. Zum einen verfügt es über Bünde, zum anderen ist es in Terzen gestimmt. Mit dem Wechsel des Musikstils zur Romantik mussten auch Instrumente geändert werden. Die baulichen Abweichungen von der heutigen Norm erlauben es, sowohl harmonisch agil als auch solistisch zu spielen. Mit dem in der Romantik aufkommenden Kontrabass wurde es dagegen möglich, fließende Tonartenwechsel zu spielen. Musik für das Violine lässt sich kaum auf dem Kontrabass spielen und andersherum. Erst vor rund einem halben Jahrhundert wurde die Musik für den Violone wieder entdeckt. Die Benennung, Violone oder Wiener Bass, wird nebeneinander benutzt.
Isaline Leloup hat sich bei ihrer Beschäftigung mit historischer Musik, die sie an der Schola Cantorum Basiliensis erlernte, in dieses Instrument und seine Spielweisen vertieft. Nunmehr hat sie drei Werke zusammengestellt, die die ganze Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten dieses Wiener Basses zeigen. Das letzte Konzert für diesen Bass mit der Nummer 18 hat Matthias Sperger, der Solist seiner Zeit, komponiert. Leloup hat dem Werk eine Fassung für Quintett gegeben, die hier erklingt. Das Duett von Dittersdorf hat es bis in die heutige Zeit zu einiger Verbreitung gebracht. Im Quartett von Hoffmeister ersetzt das Violone die erste Geige, was ihm durch seine leichte Handhabbarkeit locker gelingt.
Mit dieser spannenden Auswahl und der ebenso lebendigen wie leichtfüßigen Darreichung durch Leloup wird diese CD zu einer akustischen Entdeckung. Zwar mögen die auf das Instrument abgestimmten Kompositionen das Spiel erleichtern, doch agiert Isaline Leloup ebenso behände wie gestaltungssicher, dass sie eine überwältigende Botschafterin ihres Instruments ist. Ihr gelingt es, dem Spiel jede Schwere zu entziehen, ohne deswegen die Größe des Violone zu leugnen. Es erinnert an einen Elefanten beim eleganten Spitzentanz.
Die Musiker des sie begleitenden Kammerensembles tragen mit ebenso aufmerksamem und gekonntem Spiel zu diesem schönen Ergebnis bei. Auch die Technik, die die Musik eingefangen hat, ergänzt diesen Eindruck.
This recording is dedicated to the Viennese double bass, also called violone. Most of the compositions for this instrument were written in the second half of the 18th century, before it disappeared with the Romantic period. Looking like a double bass at first sight, it has some peculiarities. For one thing, it has frets, and for another, it is tuned in thirds. With the change of musical style to Romanticism, instruments also had to be changed. The structural deviations from today’s norm allowed for both harmonically agile and soloistic playing. On the other hand, with the advent of the double bass during the Romantic period, it became possible to play fluent key changes. Music for the violin can hardly be played on the double bass and vice versa.
Isaline Leloup has immersed herself in this instrument and its playing techniques during her study of historical music, which she learned at the Schola Cantorum Basiliensis. Now she has put together three works that show the full range of possible uses for this Viennese bass. The last concerto for this bass composed by Matthias Sperger, the most prominent soloist of his time, was his number 18. Leloup gave the work a version for quintet, which is heard here. The duet by Dittersdorf has made it to some circulation up to the present time. In Hoffmeister’s quartet, the violone takes the place of the first violin, which it easily manages because of its ease of use.
With this exciting selection and the equally lively and light-footed performance by Leloup, this CD becomes an acoustic discovery. While the compositions tailored to the instrument may make it easier to play, Leloup acts as nimbly as she does with such confidence in shaping that she is an overwhelming ambassador for her instrument. She succeeds in removing all heaviness from her playing without denying the violone’s greatness. It reminds one of an elephant doing an elegant lace dance.
The musicians of the chamber ensemble accompanying her contribute to this beautiful result with equally attentive and skillful playing. The technique that captured the music also complements this impression.