Kein Wunder, dass so viel Musik auf dieser SACD drauf ist: mit seinen schnellen Tempi schafft Thomas Dausgaard es locker, neben der 2. Symphonie die Haydn-Variationen, die Akademische Festouvertüre und noch drei Ungarische Tänze in eigenem Arrangement in 76 Minuten …jetzt hätte ich fast ‘abzufertigen’ gesagt. Also doch nicht soooo schnell? Jein!
Ungemein flüssig und rapide werden die Haydn-Variationen gespielt. Nur 17 Minuten braucht Dausgaard dafür. Die Akademische Festouvertüre ist mit neuneinhalb Minuten auch kurz gefasst. Die Symphonie aber wird schön differenziert, und wenn einiges schnell wirkt, nimmt er sich an anderen Stellen Zeit. Mit 40 Minuten braucht Dausgaard nicht weniger Zeit als Chailly oder Rattle, er braucht mehr als Klemperer und Karajan, aber nicht so viel wie Paavo Järvi (43’46).
Viel wichtiger als die Dauer ist das Zeitmanagement, sind die Wechsel im Tempo, die der Symphonie ungemein viel spontane Kraft geben, etwas Ungestümes und Frisches (noch ein ‘Fast gesagt’: Jugendliches, doch nein, Brahms war ja 44, als er die Symphonie schrieb). Man hat sie die ‘Pastorale’ genannt, weil sie angeblich die heitere Stimmung am Pörtschachsee wiedergeben soll. Aber heiter bedingt auch Ruhe und nicht dieses lustige Drängen, das wir hier hören, wobei unbedingt gesagt werden muss, dass Nostalgie und vorübergehende Eintrübungen durchaus nicht ausbleiben. Insgesamt ist dies eine spannende und packende Interpretation. I like it very much!
Die Haydn-Variationen werden luftig, farbig und voller Frische gespielt, und sehr gut differenziert.
Von den ‘Ungarischen Tänzen gibt es, wie gesagt, eigene Orchestrierungen von Dausgaard. Brahms hat ja nur die Tänze Nr. 1, 3 und 10 selbst orchestriert. Die Tänze 5, 6 und 7 werden meistens in den Orchestrierungen von Martin Schmeling oder Albert Parlow gespielt.
Dausgaard geht eindeutig in Richtung Johann Strauss. So wienerisch haben die drei Tänze noch nie geklungen. Eine tolle Sache ist das, auch wenn Ungarn musikalisch wieder Österreich einverleibt wird.
Sehr schön bereitet Dausgaard auch die ‘Akademische Festouvertüre’ auf, ohne Pathos, ohne Feierlichkeit, mit federnder Frische, glanzvoll in den Farben und sehr transparent. Die herausragende Arbeit der Tonregie muss in diesem Zusammenhang ebenso gewürdigt werden wie das Spiel des Schwedischen Kammerorchesters.
Und so gibt es denn in diesen Einspielungen so viel Positives und Anregendes, dass sie für jeden Brahms-Freund bereichernd sind.