Der 1985 geborene französische Pianist David Kadouch hat seit seiner Ehrung als Young Artist of the Year der ICMA im Jahre 2011 eine schöne Karriere gemacht und nie durch Vordergründigkeit und Show zu beeindrucken versucht, sondern durch Dienst am Werk und am Komponisten. Seinem anspruchsvollen Künstlertum entspricht seine neue CD, die mit einem Programm rund um das Thema Revolution auch seine konzeptuelle Intelligenz zeigt
Er beginnt mit Dusseks Les souffrances de la Reine de France, das er sehr dramatisch und einfühlsam gestaltet, so wie es das Programm vorgibt, das von der Einkerkerung über das Todesurteil bis zur Guillotine den Leidensweg von Marie-Antoinette in Musik setzt.
Beethovens Sonate Les Adieux interpretiert Kadouch mit einem sehr persönlichen rhythmischen Gespür. Brillant folgen die Revolutions-Etüde und das 1. Scherzo von Chopin, sehr engagiert und dramaturgisch gut strukturiert zwischen Einkehr und Dramatik die Funérailles von Franz Liszt, alles mit persönlichem Touch.
Janaceks Sonate 1.X.1905 wurde komponiert als musikalische Reaktion auf einen brutal von der Polizei niedergeschlagenen Aufstand seiner mährischen Landsleute.
Kadouch gestaltet diesen Wechsel von stillem und jähem Protest, von Trauer und Angst mit Spannung und bringt so Janaceks Auflehnung zum Ausdruck.
Danach erklingt Debussys Les soirs illuminés par l’ardeur du charbon, Debussys Hommage an einen Kohlehändler im Ersten Weltkrieg. Recht bizarr gestaltet Kadouch Debussys Feux d’Artifice, um sein Programm dann mit einer obsessiven Interpretation von Frederic Rzewskis Winnsboro Cotton Mill Blues zu beenden, in dem der Komponist minimalistisch das kontinuierliche Geräusch einer Baumwollmühle darstellt, und als dieses endet, einen zünftigen Blues hinlegt, in den sich bald Reminiszenzen des Maschinengeräuschs mischen. Kadouch spielt das Stück lautmalerischer, deskriptiver als Conrad Tao in seiner Aufnahme bei Warner, wo der Protestcharakter der Musik, Protest gegen die Arbeitsbedingungen der Arbeiter in der Mühle viel stärker betont wird.