Edgar Allan Poes faszinierende Kurzgeschichte ‘The Fall of the House of Usher’ dreht sich um den zusammen mit seiner Schwester in einem alten Herrenhaus lebenden Roderick Usher. Madeline ist todkrank und stirbt. Als ein Freund Rodericks diesen besucht und ihm aus einem Buch vorliest, erscheint die Figur von Madeline, die nicht tot, sondern lebendig begraben worden war. Das Grauen erfasst Roderick und das Haus bricht um sie herum zusammen.
Claude Debussy begann die Arbeit an der Oper wahrscheinlich um 1908 und arbeitete bis in seine letzten Lebensjahre daran. Die Oper blieb jedoch unvollendet. 1976 machte sich der chilenische Komponist Juan Allende-Blin an die Arbeit und wertete die mühsam zusammengetragenen Skizzenblätter aus, um sie anschließend zu orchestrieren und zusammen mit dem vorhandenen Material eine Aufführungsversion von ‘La Chute de la Maison Usher’ herzustellen. In dieser Fassung wurde die Oper 1977 konzertant uraufgeführt.
Danach fertigte der Engländer Robert Orledge eine neue Fassung an. Im Gegensatz zu Allende-Blin komponierte er neue Musik hinzu. Diese Fassung benutzte Christoph-Mathias Mueller für die vorliegende Aufnahme, die die spannungsgeladene, düstere und manchmal sogar gespenstische Handlung dramatisch wiedergibt.
Die atmosphärisch packende Aufführung profitiert von zuverlässigen Stimmen, die den Text sehr verständlich herüberbringen.
In dieser Oper wird die Geschichte nicht nur durch die handelnden Personen, sondern durch die sinnliche Orchestermusik von Debussy erzählt. In der Komödie ‘Le Diable dans le Beffroi’, ebenfalls nach Poe, ist die Musik viel direkter in der Beschreibung und der Natur des Stücks entsprechend recht humorvoll und als solche nicht unmittelbar als Debussy zu identifizieren, wie das in ‘La Chute de la Maison Usher’ der Fall ist.
In ‘Le Diable dans le Beffroi’ geht es um eine Kleinstadt, deren Glockenturm der mit einer Geige bewaffnete Teufel besetzt und von dort aus ein komplettes Chaos verbreitet. Die Musik ist karikaturistisch, dramatisch, und zudem wird auch ein Chor benutzt, der die durch den Teufel verstörte Menge dargestellt. Einmal mehr hat Christoph-Mathias Mueller die Partitur gut im Griff. Die Sänger sind zum Teil dieselben und da der Tenor Virgil Hartinger hier reine Hauptrolle hat, fällt auf, dass er doch in der Höhe etliche Probleme hat. Ansonsten ist die Besetzung gut, und der Chor sowie das Orchester setzen Muellers Dirigat effizient um.
Für alle Freunde der Musik von Claude Debussy ist dies natürlich ein Pflichtalbum, aber auch Opernliebhaber ganz allgemein werden sicher ihre Freude daran haben.
Debussy’s two operas using novels by Edgar Allan Poe have both not been finished. Conductor Christoph-Mathias Mueller uses the performing version made by Robert Orledge und gives both operas a dramatic and immediately gripping character. The good quality of this live recording makes it a truly worthwhile release for anybody interested in this repertoire.