Anton Bruckner, das ist der Architekt der mächtigen symphonischen Klanggebäude, der Schöpfer prachtvoller Chorwerke. Es gibt aber auch den anderen Bruckner, jenen vor der ersten von ihm anerkannten Symphonie. Die Werke, die er als Schulgehilfe und Kirchenmusiker in Windhaag und Kronstorf, als Domorganist in Linz schuf, finden heute kaum noch Beachtung. Bruckner hat sie maßgeschneidert für die Ausführenden, die ihm zur Verfügung standen – größtenteils waren es Laienchöre.
Diese frühe Musik gehört sicher nicht zum Besten, was Bruckner geschrieben hat. In der Rückschau lassen sie allerdings einen interessanten Blick auf die Keimzellen des Spätwerkes zu.
Es ist nahezu selbstverständlich, dass die Chorvereinigung Bruckner und das Orchester der privaten Bruckner-Universität in Linz diese Werke auf CD einspielen. Schon in frühen Jahren hatte Bruckner einen Hang zu komplexen Vokalpartien, mit denen der nach ihm benannte Chor stellenweise seine Mühe hat. Daraus ergibt sich womöglich auch die Scheu, gelegentlich aus der Innigkeit der Musik auszubrechen, romantische Leidenschaft in einen satten Chorklang zu kleiden. So bleibt es immer eine Gratwanderung hin zur Süßlichkeit, die gottlob jedoch vermieden wird.