Der führende armenische Komponist Tigran Mansurian feiert heute seinen 75. Geburtstag. Er wurde am 27. Januar 1939 als Sohn armenischer Eltern in Beirut (Libanon) geboren und besuchte dort die Französische Katholische Schule. 1947 kehrte die Familie in ihre Heimat zurück. Nach Absolvierung der Musikfachschule studierte er ab 1960 Komposition am Jerewaner Konservatorium. Direkt danach war er am selben Institut als Dozent für Musikanalyse mit dem Schwerpunkt Neue Musik tätig. Zu Beginn der 90er Jahre übernahm Mansurian die Leitung des Jerewaner Konservatoriums. Seit einigen Jahren widmet er sich ausschließlich dem Komponieren.
Das Œuvre Mansurians umfasst Orchesterwerke, sieben Konzerte für Streichinstrumente und Orchester, Sonaten für Violoncello und Klavier, drei Streichquartette, Chormusik sowie Kammermusik und Werke für Soloinstrumente.
Als seine Vorbilder bezeichnet Mansurian den armenischen Komponisten Komitas und Claude Debussy. Früh mit Werken von Boulez vertraut, gelangte er bald zur sicheren Anwendung komplizierter moderner Techniken. Mit der Zeit entwickelte er einen zunehmend schlichten, fast liturgisch geprägten Stil. Er fand zu einer knappen und sparsamen Ausdrucksweise, in der – mystisch orientiert – Altes mit Neuem verschmilzt. In der Musik Mansurians spiegelt sich das Erbe der tausendjährigen Musikkultur Armeniens wider – von Melodien mittelalterlicher Kirchengesänge bis hin zu spezifischen Tonsystemen und musikalischen Formen. Das feine Gefühl des Komponisten für den Zeitgeist äußert sich darin, dass er versucht, die zerstörten musikalischen Brücken der Welt des auslaufenden 20. Jahrhunderts neu zu schlagen, d.h. die Gegenwart mit der Vergangenheit und der Zukunft zu verknüpfen.