Ein Requiem zum 25. Geburtstag eines Chors ist eine erstaunliche Wahl. Im Falle des ‘Nidarosdomens jentekor’ (Nidaros Cathedral Girls Choir) ist sie jedoch nachvollziehbar. Als im Sommer 2011 das Massaker von Utoya die Welt erschütterte, waren auch Freunde der Chorsängerinnen unter den Opfern.
So ging ein Kompositionsauftrag an Andrew Smith, der eine atmosphärische, stellenweise ätherische Musik schrieb. Wirklich neu ist seine Musik nicht. Es scheint, als sei Smith beim Norweger Jan Garbarek in die Schule gegangen. Sein Requiem mit Verwendung des Saxophons erinnert stark an das 1994 gemeinsam mit dem Hilliard-Ensemble erschienene Album ‘Officium’.
So ist es vor allem der Chor, der mit seinem feinen, homogenen und dem Werk durchaus angepassten intimen, zarten Klang den größeren Eindruck hinterlässt. Nicht ohne Grund nenne die jungen Damen ihr Album ‘Lux’. Der Schlusssatz ‘In Paradisum’ (Grüsse von Fauré) lässt Hoffnung aufkommen. Das unterstreichen auch die beiden, durchdachteren Kompositionen ‘Hymn to Love’ und ‘The Light’ von Stale Kleiberg (Guy Engels).
(Uwe Krusch) Vor fünfundzwanzig Jahren wurde der Mädchenchor im norwegischen Trondheim am aus dem 11. Jahrhundert stammenden Nidarosdom gegründet. Seitdem verfolgt das Ensemble neben musikalischen auch pädagogische Zwecke. Musikalisch sucht er sich Herausforderungen, in dem er Aufträge für Kompositionen aus verschiedenen stilistischen Ecken vergibt. Zum Geburtstag wurde das Requiem von Andrew Smith gewählt. Smith ist ein in England geborener Komponist, der früh mit seinen Eltern nach Norwegen kam. Dazu hat der Chor als Umfassung zwei Werke von Stale Kleiberg gesetzt, die Hymne an die Liebe und Das Licht.
Ausgangspunkt für das Requiem war der Auftrag des Chores. Dazu kam die frühere Erfahrung des Komponisten mit einem improvisierenden Instrument, so dass diese Ideen zum Requiem verschmolzen, dass gregorianische Gesänge mit frei agierendem Solosaxophon und Orgel kombiniert und an die Aufnahme Officium denken lässt. Das Gedenken an junge Opfer, genauer denen von Utøya und Oslo, kam dazu, da das Verbrechen in der Kompositionszeit begangen wurde. Das Stück verwendet die Grundstruktur der lateinischen Messe. Dazu kommen weitere biblische Texte, die sich auf das Schicksal von Kindern beziehen. Den Solopart, eigentlich für Trompete geschrieben, übernahm der Jazzsaxophonist Trygve Seim für die Aufnahme. Auch die Orgelstimme, gespielt von Stale Storløkken, ist improvisierend angelegt.
Kleibergs Musik zeichnet sich durch erweiterte Tonalität und die sorgfältige Ausarbeitung koloristischer Details aus. Sein innovativer Ansatz, kombiniert mit formaler Beherrschung und technischer Meisterschaft zeigt sich über sein umfangreiches Schaffen. In den beiden eingespielten Kompositionen von Kleiberg stehen Helligkeit und Optimismus im Zentrum, wie die Titel schon andeuten. Der Chor hat dabei die Rolle des Zufriedenheitsspenders auf der Grundlage des differenziert spielenden Streichorchesters und der Orgel, subtil von Petra Bjørkhaug gespielt. Die Aufnahme überträgt diese positiven Elemente auf den Hörer und gibt ihm Kraft.
Anita Brevik hat die Gesamtleitung und führt alle drei Werke mit koordinierender Hand zu ausdruckskräftigen Gestaltungen.