Richard Strauss: Der Bürger als Edelmann; Jean-Baptiste Lully: Le Bourgeois gentilhomme; Norwegian Chamber Orchestra, Terje Toennesen; 1 CD Lawo LWC 1143; Aufnahme 04/2016, Veröffentlichung 12/2017- 02/2018 (57'36)

Rezension von Uwe Krusch: Zurückgreifend auf das Schauspiel von Molière schuf Lully ein Ballett, in dem die Geschichte vom Bürger, der Edelmann werden möchte, sich wegen seiner Einfältigkeit prellen lässt und seine Tochter an ihren und nicht seinen Wunschpartner verheiratet, in Tönen verarbeitet wird. Knapp 250 Jahre später gelang einer Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss mit der Suite ‘Der Bürger als Edelmann’ die Anpassung des Molière-Stoffes an ihre Zeit. Beide Werke hat das ‘Norwegische Kammerorchester’ in dieser spannenden Kombination eingespielt.

Das Orchester hat sich durch seine jugendlich frischen Interpretationen und spannenden Programmgestaltungen in vierzig Jahren eine starke Reputation erworben. Unter Terje Toennesen lässt das Orchester die filigranen und leichtfüßigen Kompositionen stilvoll erklingen. Das Ensemble hat sich in all den Jahren seine Spielfreude bewahrt, und das ist deutlich zu hören.

Bei Lullys Werk wurden nur Auszüge eingespielt, denn mit etwa 25 Minuten sind vom gesamten Ballett mit mehr als zwei Stunden Spielzeit nur Krümel erhalten geblieben. Bei der Spielzeit der CD hätte man sicher noch weitere Teile aufnehmen können, hätte aber innerhalb einer einzelnen Schallplatte immer noch große Abstriche machen müssen. Insofern ist der barocke Anteil kaum mehr als eine Visitenkarte. Technisch ist die Aufnahme gelungen, aber nicht brillant. Da wäre auch nach des Labels eigenem Maßstab mehr möglich gewesen.

Rezension von Guy Engels: Die Gegenüberstellung der Strauss’schen Sicht auf Molières Komödie mit der Originalmusik zum Bühnenstück von Lully ist zwar kein programmatischer Coup, dennoch sollte man nicht mit einem müden, gefälligen Lächeln über diese Aufnahme hinweggehen, sondern sich dem Fabulieren der Musiker des ‘Norwegian Chamber Orchestra ‘genüsslich hingeben. Die Interpreten lieben es offensichtlich, selbst Akteure dieser Komödie zu sein.

Richard Strauss’ spätromantische Klangwelt durchleuchten sie mit viel Hintersinn, scharfzüngigem Humor und heiterer Gelassenheit.

Die Leichtigkeit, mit der sie die von Strauss revidierten barocken Tanzformen in Bewegung setzen, ist der perfekte Brückenschlag zu Lullys elegant-ironischer Musik. Braucht man für beide Werke sonst zwei Ensembles – ein spezialisiertes Barockensemble und ein modernes Kammerorchester – so beweist das ‘Norwegian Chamber Orchestra’ genau das Gegenteil.

Auch mit modernem Instrumentarium kann man seine Spielweise, seine musikalische Rhetorik an die Gepflogenheiten der Barockmusik anpassen, wenn man sich derart flexibel und geistig gewandt präsentiert wie das norwegische Ensemble.

Two works based on Molières Le Bourgeois Gentilhomme are performed by the Norwegian Chamber Orchestra under its artistic director Terje Toennesen. Both of the Pizzicato reviewers find the performances playful and inspired, with Uwe Krusch regretting a lack of brilliance in the sound recording.

 

 

 

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