Elegant, mit feiner Noblesse skulptiert Radoslaw Sobczak das Menuett op. 14 von Ignaz Paderewski. Diese Musik hat schon etwas Staatsmännisches! Nun sollte man den Vergleich mit dem Komponisten und Polens erstem Premierminister Ignaz Paderewski nicht überdehnen. Radoslaw Sobczak spielt seine Musik, wie es angemessen ist: nicht stur, nicht formal korrekt, wie die Partitur es vorgibt. Er gönnt sich die nötigen Freiräume, Tempi zu variieren und gibt der Musik somit das nötige Relief. Es geht dem Pianisten um Stimmungen, um Klangfarben, wie im Nocturne, das uns an einen trüben Herbsthimmel erinnert, der über der Flur liegt.
Paderewskis Musik hat – und das ist keine Überraschung – einen Hauch Chopin. Sie ist sehr raffiniert, stellenweise wie ein Gemälde, allerdings ohne dicke Pinselstriche: Virtuosität wird nie plakativ zur Schau gestellt.
Radoslaw Sobczak formt jedes der eingespielten Stücke zu einem Klanguniversum. In den Miniaturen – Menuett, Nocturne, Melodie – schafft er es, die Dinge konzentriert auf den Punkt zu bringen. In den größeren Werken wie der Toccata ‘Dans le désert’ und der Sonate entwickelt der Pianist die langen Phrasen zu spannenden Episoden als Teil einer größeren Erzählung. Radoslaw Sobczak neigt nicht zu Übertreibungen, vermeidet das Epische, spielt mit viel Energie, gelegentlich auch kraftvoll, ohne je ein Gramm an Transparenz zu verlieren.