Vladimir Martynov: Come in!; Alfred Schnittke: Concerto Grosso Nr. 1; Tatiana Grindenko, Gidon Kremer, Violine, Mikhail Muntyan, Celesta, Moscow Philharmonic Soloists Ensemble, Yuri Bashmet; 1 CD Melodiya MELCD 0733; Liveaufnahmen 05/1988, Veröffentlichung 03/2021 (58'20) – Rezension von Remy Franck
Vladimir Martynov komponierte sein Stück Come in! im Jahre 1985. Nach einer längeren, durch die Enttäuschung über die Entwicklung der Avantgarde hervorgerufenen Kompositionspause ist dieses lyrisch-ätherische Stück ein Bild von Martynovs neuem Stil, einem Stil der Einfachheit und eine Hymne an die Schönheit, die Grindenko und Kremer in berückende Klänge kleiden.
Alfred Schnittkes Concerto grosso Nr. 1 entstand 1977, gesetzt für zwei Violinen, präpariertes Klavier und Streichorchester. An den Grenzen der barocken Stilformen entwickelt, spielt Schnittke mit bissigem Humor, Spott und einer Form der Doppeldeutigkeit, die sich ständig vom Komischen ins Tragische verschiebt. Den für diese Aufführung versammelten Künstlern gelingt eine intensive Darstellung, die auch durch den Faktor Gidon Kremer verstärkt wurde. Kremer war 1980 bei einem Auslandsbesuch nicht mehr nach Russland zurückgekehrt. Erst 1988, im Zuge der Perestroika, kam er für einige Konzerte nach Moskau und spielte dort mit seiner ehemaligen Frau, Tatiana Grindenko, die mittlerweile mit dem Komponisten Vladimir Martynov verheiratet war. Grindenko war zwischen 1980 und 1988 jegliche Reise ins Ausland von den Sowjets verboten worden. Die besonderen Umstände und die künstlerische Statur Kremers mussten dieses hier dokumentierte Konzert zu einem besonderen Ereignis werden lassen.
Vladimir Martynov composed Come in! in 1985. After a long hiatus from composition caused by disappointment with the development of the avant-garde, this lyrical, ethereal piece is an image of Martynov’s new style, a style of simplicity and a hymn to beauty, which Grindenko and Kremer clothed in rapturous sounds.
Alfred Schnittke’s Concerto grosso No. 1 was written in 1977, set for two violins, prepared piano and string orchestra. Developed at the limits of Baroque forms, Schnittke plays with biting humor, mockery, and a form of ambiguity that constantly shifts from the comic to the tragic. The artists assembled for this performance succeed in delivering an intense performance, enhanced in part by the factor of Gidon Kremer. Kremer had not returned to Russia in 1980 on a visit abroad, and in 1988, in the wake of perestroika, he went to Moscow for a few concerts, playing with his former wife, Tatiana Grindenko, by then married to composer Vladimir Martynov. Grindenko had been banned from any travel abroad by the Soviets between 1980 and 1988. The special circumstances and the artistic stature of Kremer had to make this concert, documented here, a special event.