Crash-Kurs im Menschwerden für Celidoro, den seit seiner Kindheit eingekerkerten König von Mallorca, der nun plötzlich seine Freiheit erlangt. Aber was anfangen mit dieser Freiheit? Wie zurechtkommen in der Welt – zudem noch als geborener Herrscher?
Giuseppe Scarlatti schildert diesen Schnellprozess in seiner musikalischen Komödie mit wunderbarer Leichtigkeit, mit feinem Humor und vielen schönen Melodien. Dank der unermüdlichen musikalischen Neugier von Dorothee Oberlinger und ihrem Team der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci wurde dieses köstliche Werk 250 Jahre nach seiner Erstaufführung wieder auf die Bühne gebracht und zudem eingespielt.
Es ist ein mehr als lohnendes Unterfangen, eine Interpretation, die von der ersten Note an mitreißt.
Dorothee Oberlinger und ihr gesamtes Ensemble haben hörbar Spaß an dieser Partitur, und der Funke springt umgehend auf den Zuhörer über. Die Musiker spielen und agieren mit Herz, mit unbändiger Fantasie und Spiellaune. Jede Phrase ist ein erfrischender Quell an Klängen. Dabei kommen das Ensemble 1700 und die acht Sänger ganz ohne besondere dramatische Effekte aus. Hie und da eine kleine musikalische Spitze, ein kurzes Zwinkern – ansonsten spiegelt die Musik in ihrem pastoralen Habitus die inhärente Naivität des Protagonisten Celidoro wider, der sich binnen knapp drei Stunden zu einem großmütigen und gerechten Herrscher mausert.
Mit spielerischer Raffinesse hauchen die Sänger ihren Figuren Leben ein, geben den jeweiligen Charakteren und Rollentypen Konturen. Sie sind die Gesichter der wundersamen (portentosi) Werke, die die Natur vollbringt und letztendlich alles zum Guten führt. Mit gewandter Rhetorik, leichtfüßiger und makelloser Stimmführung bilden sie das perfekte Pendant zum ebenso feinfühlig und tänzerisch agierenden Ensemble 1700.
Nicht zu unterschlagen sei auch die exzellente Live-Aufnahme, die in ihrer Räumlichkeit ein sehr plastisches Klangbild schafft.
Crash course in becoming a human being for Celidoro, the King of Mallorca, incarcerated since childhood, who suddenly gains his freedom. But what to do with this freedom? How to get along in the world – moreover, as a born ruler?
Giuseppe Scarlatti portrays this rapid process in his musical comedy with wonderful lightness, fine humor and many beautiful melodies. Thanks to the tireless musical curiosity of Dorothee Oberlinger and her team at the Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, this delicious work has been brought back to the stage 250 years after its first performance and has also been recorded.
It is a more than worthwhile undertaking, an interpretation that carries you along from the first note.
Dorothee Oberlinger and her entire ensemble have audible fun with this score, and the spark is immediately transferred to the listener. The musicians play and act with heart, with irrepressible imagination and playing mood. Every phrase is a refreshing source of sound. Ensemble 1700 and the eight singers manage without any special dramatic effects. Here and there a small musical tip, a brief wink – otherwise the music in its pastoral habitus reflects the inherent naiveté of the protagonist Celidoro, who within just under three hours moults himself into a magnanimous and just ruler.
With playful finesse, the singers breathe life into their characters, giving contours to the respective characters and role types. They are the faces of the miraculous (portentosi) works that nature performs and ultimately brings everything to good. With deft rhetoric, light-footed and impeccable voice leading, they form the perfect counterpart to the equally sensitive and dancing Ensemble 1700.
Not to be underestimated is also the excellent live recording, which creates a very three-dimensional sound image in its spatiality.