Franz Clement mag manchem als derjenige Geiger bekannt sein, der das Violinkonzert von Beethoven uraufgeführt hat. Die anfängliche Begeisterung Beethovens für den Geiger schlug in späteren Jahren in Ablehnung um, weil Beethoven die neuen Kompositionen und den Stil von Clement als zu oberflächlich empfand. So verweigerte er ihm bei der Uraufführung der 9. Symphonie die Position als Konzertmeister.
Clement hat vor allem für sein eigees Instrument geschrieben. Neben zwölf als Capricen bezeichneten Etüden sind hier als weitere Werke für die Violine allein Paraphrasen oder Reminiszenzen auf Opernmelodien zu hören. Das Besondere an diesen ist, dass auch sie ohne Begleitung des Klaviers oder eines Orchesters auskommen.
Clements Variationen über Opernthemen widmen sich verschiedenen Beispielen. Ein sehr romantisches Sujet bietet die Romanze aus Méhuls ‘Joseph’. Pantomimen waren als eigenständige Werke oder eingebettet in Orchester- oder Bühnenwerke beliebt. ‘Variations sur un Thème tiré de la Pantomime Die 3 Sclaven’ präsentiert ein Thema in Doppelgriffen. Das Singspiel ‘Die Schweizer Familie’ vom österreichischen Komponisten Joseph Weigl nimmt Clement zum Anlass, auch hier das Thema mit sechs Variationen effektvoll zu arrangieren. Bei Antonio Salieris ‘Die Neger’ hat Clement zum Thema sogar acht Variationen verfasst.
Der chinesische Geiger Haoli Lin stellt die Werke erstmals eingespielt vor. Die Capricen sind in Dreiergruppen angeordnet, jeweils gefolgt von einem Thema mit Variationen. Wie üblich bietet jede Caprice eine spezifische geigentechnische Herausforderung, die zu gestalten ist. Die Reminiszenzen zu den Opern zeigen einen größeren Freiraum der Ausgestaltung, bieten oder fordern vom Solisten aber auch technisches Vermögen, mit noch mehr gestalterischem Bedarf kombiniert. Man darf attestieren, dass dem chinesischen Geiger Haoli Lin die Umsetzung der Anforderungen gut gelingt. Dabei achtet er darauf, die Stücke gut artikuliert und in Ruhe ausgespielt zu zeigen und damit musikalische Linien anzubieten, aber nicht durch übermäßiges Tempo oder übertriebene Virtuosität zu überdrehen. Dieser Ansatz erlaubt eine aufs Detail gerichtete Sicht auf der spielerisch sicheren Seite.
Franz Clement may be known to some as the violinist who premiered Beethoven’s Violin Concerto. Beethoven’s initial enthusiasm for the violinist turned into rejection in later years, because Beethoven found Clement’s new compositions and style too superficial. He refused him the position of concertmaster at the premiere of the 9th Symphony.
Clement wrote primarily for his own instrument. In addition to twelve etudes known as Caprices, other works for the violin that can be heard here are paraphrases or reminiscences of opera melodies. What is special about these is that they also manage without piano or orchestral accompaniment.
Clement’s variations on operatic themes are dedicated to various examples. The romance from Méhul’s ‘Joseph’ offers a very romantic subject. Pantomimes were popular as independent works or embedded in orchestral or stage works. ‘Variations sur un Thème tiré de la Pantomime Die 3 Sclaven’ presents a theme in double stops. Clement takes the musical comedy ‘Die Schweizer Familie’ by Austrian composer Joseph Weigl as an opportunity to effectively arrange the theme with six variations. For Antonio Salieri’s ‘Die Neger’, Clement even wrote eight variations on the theme.
The Chinese violinist Haoli Lin presents the works recorded for the first time. The caprices are arranged in groups of three, each followed by a theme with variations. As usual, each caprice offers a specific technical challenge for the violinist to master. The reminiscences of the operas show a greater freedom of interpretation, but also offer or demand technical ability from the soloist, combined with an even greater need for creativity. It can be attested that the Chinese violinist Haoli Lin succeeds well in meeting the requirements. He takes care to present the pieces in a well-articulated and calm manner, offering musical lines but not overdoing it with excessive tempo or exaggerated virtuosity. This approach allows a detailed view on the safe side.